Don´t – Just don´t

Sie hatte ihre Haare in Locken gedreht und nach oben gebunden. Ein kleiner silberner Schmetterling hielt sie an der Seite fest und legt ihr Ohr und ihren zarten Hals frei. Es war heiß. Viel zu heiß für so einen Tag und so ein Kleid. Man sah es an ihren Brüsten. Kleine Schweißperlen tanzten dort auf ihrem Brustkorb. Ihr Atem ging schnell auch wenn sie langsam den Gang hinunterlief ging ihr Atem schnell. Ihre Hände hielten den Brautstrauß zu fest. Das Bukett aus roten Rosen wirkte traurig und faul. Es war lang und hing fast bis zum Saum ihres Kleides herab. Man merkte, dass es eine Maßanfertigung war. Reine Seide, schlicht, elegant, hauteng und trotzdem nicht obszön. Es war gut gewählt. Genauso wie der Mann auf den sie zuging. Warum zitterte sie dann so? Sie blickte an sich hinab, blieb stehen. Die Gäste zogen hörbar die Luft ein. Warum ist das Kleid nur so zerknittert? Diese verdammte Hitze! So sollte dies nicht ablaufen. Es hätte perfekt sein müssen. Reiß dich zusammen! Verdammt. Die Männer in ihren teuren Anzügen glotzten sie lüstern an. Der Schweiß stand Ihnen auf der Stirn. Die Frauen rümpften die Nase. Freute sich denn hier überhaupt jemand? Dann blickte sie in seine Augen. Es war ein kühler Blick. Fast schon herablassend und gelangweilt. Das war das was sie brauchte. Nicht diese dusligen Zweifel, nicht diesen Gefühlsbrei. Sie brauchte seine Klarheit. Seine Berechnung. Ihre Schultern straffend ging sie weiter, einen Schritt zu schnell für die Musik. Aber keinen Schritt zu schnell, um diese Sache hier endlich hinter sich zu bringen. Sie blieb vor ihm stehen. Da sie keinen Schleier trug gab es für ihn nichts zu tun. Sie sah in seine dunklen Augen. Sie brauchte keinen Schleier. Dieses Gesicht musste sie nicht verstecken.  Sie hatten keine Geheimnisse mehr voreinander. Vielleicht war das besser als Liebe. Vielleicht.

Wie sagt man seinem besten Freund, dass er den Fehler seines Lebens begeht? Ich glaube egal wie – hauptsache rechtzeitig. Es gab viele Gelegenheiten ihm zu sagen, dass es ein Fehler ist, sie zu heiraten. Mein erster Gedanke, dass die zwei kein gutes Paar sind, war bei meiner ersten Begegnung von diesem besten Freund meines Freundes. Neue Stadt. Alte Leute. Wir saßen in einer Bar und ich frage ihn: „Wie ist deine Freundin so?“ Seine Antwort: „Carla? Carla, naja. Sie hat keinen Humor.“ Dies ist mit das gemeinste, was ein Mann über seine Freundin sagen kann. Er hätte sagen können, dass sie dick ist, viel nervt, ständig heult oder eh bald Schluss ist. Aber zu sagen, dass der Mensch, den man liebt, nicht fröhlich witzig und lustig ist, ist eben das. Es ist kalt. Ich habe sie danach kennengelernt. Sie ist nett, ehrlich und klug. Aber eben auch das: völlig humorlos. Zwei Jahre später kam eine Save-the-Date Karte mit präzisen Handlungsanweisungen für die Hochzeit. Ich frage mich, wer dafür gesorgt hat? Und mein Freund sah mich an und hat mich gefragt: „Wann soll ich ihm denn nun sagen, dass das ein Fehler ist?“ Ich habe ihm geantwortet: „Dafür ist es schon zu spät. Jemand der die Save-the-Date Karte zwei Monate vor der Hochzeit losschickt, der hat sich schon entschieden.“