Russische Mütter Teil 2

Ich habe meinen Blog mycrazyrussianfamily genannt und den Eindruck noch nicht genug geschrieben zu haben über russische Familien im allgemeinen und über meine russische Familie im besonderen.

Ich hatte ja schon mal erwähnt, dass sich russische Familien und besonders russische Mütter gerne in das Leben ihrer Kinder und  insbesondere in das Leben ihrer Töchter einmischen.

Ein schönes Beispiel hierfür. Mein Bruder heiratet. Ich war Trauzeugin und auf der Suche nach einem schönen Kleid für die standesamtliche Hochzeit.

Und wie so immer, wenn man etwas sucht, findet man nichts und jetzt mache ich Zalando auf und entdecke 20 Kleider, die mir gefallen.

Meine Mutter hatte es sich zur Aufgabe gemacht mir bei der Suche zu helfen (was ich im Prinzip schon mal super finde, da ich anders als alle anderen Frauen auf diesem Planeten Kleidershoppen hasse).

Es wurden also online ein paar Kleider bestellt. Ich sollte anprobieren kommen. Wenn ich schon mal da bin am Wochenende, dann kocht meine Mutter auch was nettes, wenn sie kocht, dann können ja mein Bruder und seine Freundin auch kommen. Wenn sie kommen, dann kocht meine Mutter noch was Schmackhafteres. So kommt es, dass sie am Ende zwei Kilo Lamm, Rindfleisch und sehr viel Lachs eingelegt hatte und meine Vater grillen musste. Dazu gab es natürlich selbstgemachte Salate und Antipasti.

Drei Lammsteaks später fragt mich meine Mutter, wann ich endlich die Kleider anprobiere (die müssen ja auch irgendwann wieder weg).

Ihr könnt euch denken, was passiert ist. Weiterlesen

Berlin kann jeder

Berlin kann jeder, Xxx muss man wollen. Für das Xxx könnt ihr Pforzheim, Wolfsburg, Neumarkt, Aachen oder co. einsetzen. Keine Stadt ist so (hipster-)cool wie Berlin.
Früher dachte ich immer, die Berliner klauen die Coolness aus den USA. Aus L.A. oder so. Diese trendigen Cafés, die coolen clean-chicken Klamotten und die rasierten Haare mit Dutt. Diesen Sommer war ich endlich zum ersten Mal in den USA und hab festgestellt, dass L.A. und co. kein Stück cooler sind als Friedrichshain mit seinen endlosen Cafés, Bars und Läden, die Fahrradersatzteile und Knochenkunstskulpturen verkaufen. Manchmal ist Berlin aber auch anstrengend cool. Wenn ihr z.B. an einem Sonntag mal zu Nowköln geht, dem Hipsterflohmarkt schlechthin, um dort veganes handgemachtes Eis oder japanisches Takoyaki zu essen und sehr überteuerten Trödel zu kaufen, findet ihr dort einen Haufen Leute, die auf den ersten Blick aussehen wie obdachlose Teenies. Auf den zweiten Blick merkt ihr, wie angestrengt dort jeder Trend zu finden ist: Keilsportschuhe, geflochtene Seitenzöpfe und Männer in engen Radlerhosen (ja sie sind wieder da!). Diese Deppen stehen dann auch um zwei Ecken an, um einen veganen Donut für 5,30 Euro zu erwerben.
Für Touris mag das lustig sein. Für mich macht Berlin so keinen Spaß. Das Echte Berlin erlebt man noch in einem Kiez wie Weissensee z.B., wo Familien mit Kindern rumlaufen und man Bäckereien und Cafés findet, wo ganz sicher nichts veganes zu finden ist und wo der Kaffee noch 1,50 Euro kostet. Dort macht Berlin auch Spaß und die Familys bestehen auch aus einem Lukas und einer kleinen Elfriede (alte deutsche Namen sind wieder hipp) und die Mütter haben zu kurze Ponys und die Väter arbeiten als Artdesigner (oder waren es Webdesigner?).
Wir waren auf heute auf einem besagten coolen Riesenflohmarkt am Ostbahnhof. Mit coolen antiken und auf antik-gemachten Möbeln, mit echten und halbechten und richtigen und sonstigen Berlinern und haben ein bisschen gestöbert. Meeeeega cool. Berlin eben.
Dann hat ein Vogel in (ja in, das geht, wenn man den Kopf zu Seite legt nach oben guckt und sagt: „guck mal die ganzen Tauben“!) IN das Ohr von meinem Freund geschissen.
Ich versichere euch die Party ist in dem Moment ganz schnell vorbei und man wünscht sich nur eins: schnell nach Hause!!
Was will ich damit sagen?
Berlin kann jeder. Es zu einem Mekka geworden für Leute, die sich suchen. Nur findet man sich dort nicht mehr als an einem anderen Ort. Und glücklich ist man, wo man zu Hause ist. Und cool kann eben auch das Dirndl, der Krapfen, das Rostbrätel und das Schützenfest um die Ecke sein.
Frutan ist das vegan von morgen. Und wer hat da bitte Bock drauf?

Die Maske ist gefallen

Die Maske ist gefallen

Die Weltbühne ist vielleicht eben dies, eine Bühne. Heute mehr denn je, denn das, was die Großen dieser Welt uns bieten, kann man im besten Fall Theater nennen.

Ich frage mich was Putin getan hat als das russische Flugzeug im türkischen Luftraum abgeschossen worden ist. Hat er gelesen? Vielleicht Krieg und Frieden? Oder der Archipel Gulag? Hat er ferngesehen? Hat er seine Geliebte Xxx oder war er gerade auf der Toilette?
Empfindest du diese Fragen als respektlos? Gut. Das sollen sie auch sein. Denn das ist das Einzige, was die Großen, die, die man sieht und die, die man nicht sehen will, fürchten. Das Wort. Den Spott.
Aber warum über den Einen spotten und nicht über den Anderen? Warum eine Wahrheit glauben und die Andere nicht?
Ich bin kein Putin-Versteher. Manchmal schon. Putin ist nicht gut. Er ist ehrlich. Auf subtile Art. Aber wenn man nicht ganz auf den Kopf gefallen ist, dann kommt man schon hinter die Schachzüge dieses großen Denkers. Wie witzig – reimt sich auf Henker.

Dass das russische Flugzeug über der Türkei abgeschossen worden ist, war ein Verbrechen.
Für die Russen schon. Warum zählt das nicht?
Was in Paris passiert ist, war ein Verbrechen.
Für den IS nicht. Warum zählt das nicht?

Alles eine Frage der Perspektive? Nein natürlich nicht. Dann gebe es ja keine Regeln, kein Ehrlich, kein Richtig, kein Grausam und kein Falsch.
Was in Paris passiert ist, war ein Verbrechen. Aber was in der Türkei passiert ist auch. Nicht, weil die Russen nichts falsch gemacht haben. Sie haben etwas falsch gemacht. Sie haben den türkischen Luftraum verletzt. Aber muss deswegen ein Soldat, ein Mensch sterben? Muss man deshalb eine ganze Welt an den Rand eines dritten Weltkrieges bringen?
Denksportaufgabe für zukünftige autoritäre Staatsoberhäupter: Wie hätte man anders reagieren können? Wie hat der Westen in der Ukraine reagiert? Mit Sanktionen. Viele mögen das als zu schwach ansehen. Aber wäre das nicht gerechtfertigter gewesen? Heißt es wirklich: Für unserer Prinzipien gemeinsam in den Abgrund?
Und dies ist nur die Oberfläche. Sie glänzt. Wie Erdogan. Der lumpenreine Demokrat. Er ist nicht für Europa und noch weniger für den Westen und auch nicht für den Osten. Er kämpft nicht für andere, noch nicht einmal für sein Volk, sonder nur für sich selbst. Er sucht – wie so viele andere – im aufgesplitterten Syrien (s)einen Platz an der Sonne. Vielleicht haben wir alle Glück und er verbrennt im Öl. Er hält mit seinen Flüchtlingen Europa in Schach und wir lassen ihn tun. Wir – das ist ja auch er mit der Nato. Die Türkei ist ja dort auch Teil des Westens. Und wir? Wir tun ja so etwas nicht, wir annektieren ja nicht Länder/Regionen, erobern nicht und stürzen keine Oberhäupter für Land/Macht/Öl. Außer natürlich im Irak oder in Afghanistan oder naja wie heißen diese anderen Länder nochmal, wo die ganzen anderen Araber leben?
Wir: Der Westen. Wir sind Gut. Nur die anderen, die Imperialisten, die Russen, die sind Böse.
Außer wenn sie gegen den IS kämpfen, dann weniger, aber in der Ukraine dann wieder doch.

Was will ich euch sagen? Dass alles in Relation gesehen werden muss. Nichts ist echt und alles ist wahr. Wie ging es los in der Ukraine? Wahr ist, dass Russland Angst hatte um den zunehmenden Einfluss der USA an seiner Grenze. Zu Recht, lehrt uns die Geschichte irgendetwas. Wahr ist auch, dass sich die Ukrainer mit jedem verbünden dürfen, mit dem sie es möchten. Aber man sollte nicht einen Moment glauben, dass sei Demokratie.
Heute wie damals herrscht ein Klassenkampf. In der Ukraine, auf der Welt. Die herrschende Klasse gegen die Anderen. Die, die auf dem Maidan um ein besseres Leben gestorben sind und dieselben, die davor, wie danach an der Macht saßen. Ein Gespenst geht um. Es nennt sich Korruption, es nennt sich Geld, es nennt sich Waffenlieferung an einen souveränen Staat. In der Ostukraine wurde nach der Maidan-Bewegung ein Gesetz zum Verbot der russischen Sprache verabschiedet (was seitdem ein immer wiederkehrendes populäres Thema dort ist). Dies stellt eine krasse Diskriminierung der russischen Minderheiten in der Ukraine dar. Es gab während der Perestroika ähnliche Tendenzen und auch Übergriffen auf russische Zivilisten in ehemaligen Sowjetregionen. Russland hat Waffen und Soldaten in die Ostukraine geschickt und Russland hat die Rebellen unterstützt. Aber für manche waren sie auch eben Freiheitskämpfer. Aber Russland hat keinen souveränen Staat unterstützt. Es war ein Bruch des Völkerrechts.
Vielleicht, wer weiß das schon. Hast du Jura studiert? Aber was, wenn die Situation weiter eskaliert wäre und Russland hätte nicht in der Ostukraine eingegriffen? Was wenn es dort immer schlimmer geworden wäre, wenn dort Menschen mit russischer Herkunft ermordet worden wären, weil sie eben Russen sind? Hätte Putin seine Verantwortung als Staatsoberhaupt des russischen Volkes dann vernünftig wahrgenommen? Ich denke nicht. Er kämpft nicht für andere. Er kämpft für die Russen.
Natürlich wäre es vielleicht auch nie dazu gekommen und keinem Ukrainer russischer Herkunft wäre je ein Haar gekrümmt worden. Die Russen selbst haben es mit der Toleranz anderer Sprachen nie besonders ernst genommen. Sonst könnten ja mehr Kasachen kasachisch. Aber wiegt ein Unrecht das andere auf? Und wenn ja, wann? Wie entscheidet ihr so etwas?

Die Krim wurde annektiert, es ging hierbei vor allem um einen geopolitischen Schachzug. Es war ein Bruch des Völkerrechts. Nicht, weil die Ukraine ein souveräner Staat ist. Ich weiß es tut weh, das zu hören. Sondern, weil die Russen zuerst einmarschiert sind und dann Wahlen abgehalten haben. Wer kann frei wählen mit einer Pistole am Kopf?
Ich hoffe ihr seid nicht überrascht, aber der Russe kann. Überraschenderweise auch der Ukrainer und Krimtatare. 60% Prozent der Bevölkerung auf der Krim sind russischer Herkunft. Und trotzdem haben 97% für die Abspaltung gestimmt. Wieso? Weil die Wahl manipuliert worden ist? Nein. Kein unabhängiger Wahlbeobachter – auch keine Europäer- hat Unregelmäßigkeiten festgestellt bei der Wahl. Eine Umfrage des deutschen Gfk-Meinungsforschungsinstituts hat das Ergebnis der Wahl bei einer erneuten Umfrage bestätigen können. Ihr habt noch nie etwas hiervon gehört? Seit nicht überrascht. Dieses Phänomen nennt man Propaganda.
Das Ergebnis der Wahl war legitim. Aber deswegen war es kein Völkerrechtsbruch. Es war kein Völkerrechtsbruch, weil es kein Völkerrecht gibt. Denn entweder es gibt das Völkerrecht IMMER-FÜR ALLE, vor allem wenn wir uns diese WERTE auf die Fahne schreiben. Oder es EXISTIERT NICHT. Denn, wenn wir Völkerrecht schreien in der Ukraine, dann können wir nicht ohne UN-Mandat in Syrien eingreifen. Damit ist das Völkerrecht nur eins. Ein Instrument zur Unterdrückung der anderen. Wenn wir daran glauben, dann müssen wir die ersten sein, die sich daran halten. IMMER. Auch wenn es weh tut. Prinzipien TUN WEH.
Warum ist es den Schotten erlaubt über ihr Schicksal zu entscheiden und den Katalanen nicht? Rebellen und Freiheitskämpfer? Schreibt wirklich nur der Sieger die Geschichte?

Sahra Wagenknecht sagte über den türkischen Angriff auf das russische Flugzeug: Die Maske der türkische Regierung sei nun endlich gefallen. Aber wir Deutschen wenden uns natürlich nicht ab. Auch bei den Amerikanern nicht. Wir haben uns auch nicht abgewandt als klar wurde, dass die Amerikaner uns ausspionieren, auf unsere gemeinsamen Werte keinen Wert legen, uns unserer Werte berauben. Auch dem, was real etwas wert ist, wie unserem Wissen, das unserer Ingenieure und Firmen. Sie haben unsere Kanzlerin ausspioniert. Das ist doch sicher ein Bruch des Völkerrechts oder? Die Maske ist gefallen.
Aber was haben wir getan? Wir haben sie aufgesetzt. So müssen wir uns wenigstens nicht mehr im Spiegel betrachten. Rasieren muss man sich dann auch nicht mehr. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Das ist deutsche Effizienz.
Ich habe keine Lust mich an dieser Stelle über die Amerikaner und ihre Heuchelei und ihre Lügen und Doppelmoral auszulassen. Erstens: Über Freunde lästert man nicht! Und zweitens: Wer den Schuss immer noch nicht gehört hat, dem haben sie bestimmt in den Kopf geschossen. Aber damit kennen die Amis sich am besten aus. Man muss ja auch nicht immer aufeinander schießen, sollen die anderen doch auch was ab haben, wenn wir sonst nichts teilen mit der Welt!
Nein. Ich will mich nicht auslassen. Nur eins. Die Amerikaner kämpfen auch nur für sich und für niemanden sonst. A United Nation.

Um dem Leser völlig offen gegenüber zu sein und damit die Amerikaner (oder doch wir?) meine Aussagen nicht als Propaganda abtun können, gebe ich zu -der Leser zittert an dieser Stelle vor Spannung- dass ich russischer Herkunft bin. Ich bin Russlanddeutsche. Das heißt 75% meiner Vorfahren waren so national gesinnt, dass sie Jahrhunderte lang nur andere Deutsche geheiratet haben, obwohl sie in einem fremden Land gelebt haben. Und die anderen 25% haben mich verdorben. Ihr werdet natürlich sagen, dass das russische Fernsehen mich verdorben hat. Aber es ist eigentlich nur zum schießen, wenn Putin mal wieder eine antike Urne aus den Tiefen des Meeres fischt. Der Mann, der alles kann. Und leider verstehe ich auch nicht so gut Russisch, als dass die Propagandamaschine bei mir richtig Erfolg hätte.

Aber ich bin in Deutschland aufgewachsen. Ich verstehe sehr gut Deutsch und ich verstehe sehr gut Englisch und ich wurde mein Leben lang mit Propaganda aus den USA überhäuft. Goebbels heißt jetzt Disney oder Warner Brothers. Das amerikanische Militär gibt jedes Jahr X-Millionen Dollar aus, um die amerikanische Filmindustrie zu unterstützen. Hitler war als erster im Kino. Ich sage doch, die Amis klauen unsere besten Ideen.
Und mir kann jetzt jeder sagen, er sei in Deutschland zum Freidenkenden Menschen erzogen worden. Aber ein kalter Wind zieht übers Land und ich kriege Gänsehaut. Unser Leben lang wurde uns in Filmen eingeredet der Russe sei schlecht und der Amerikaner seien gut. Wer mir das nicht glaubt, kann gerne „Occupied“ sehen. Eine Krimi-Serie, in der anschaulich eine russische Invasion in Norwegen dargestellt wird, obwohl beide Länder seit dem 14ten Jahrhundert keinen größeren territorialen Konflikt mehr hatten. Und in ihrer Geschichte nicht keinen Krieg miteinander geführt haben. Bin ich Historiker? Vielleicht war es damals auch nur ein Scharmützel. Warum gibt es solche Filme? In Zeiten wie diesen ist das ganz klar. Um Angst zu schüren. Damit niemand vergisst, wer der böse Russe ist. Das Böse lauert um die Ecke. Vielleicht soll es auch davon ablenken, dass das Böse schon unter uns ist, dass die Amerikaner noch immer Besatzungsmacht sind und die Russen schon lange nicht mehr. Aber vor allem geht es darum, dass ein Feindbild geschaffen wird. Und wer einen Feind hat, der hat keine Zeit für Freiheit.
In den Nachrichten wird der Russe als Feind dargestellt und der Russe heißt Putin. Aber, dass es noch 143 Millionen andere gibt, die den Klassenkampf verloren haben, die nicht Feind sind, das wird vergessen. Denn das Töten fällt dann leichter. Jeder kämpf für sich.

Und wir? Für wen kämpfen wir Deutschen? Alle sind böse. Putin, Erdogan, Obama, vielleicht auch Assad (muss ich hier jetzt wirklich jeden diktator hups ich meine naja gewinner oder gott wie bringe ich die denn am besten unter einen hut heult doch sonst wieder einer naja oh ich weiß lupenreiner demokrat triffts gut immer ein wort wie rebelle oder freiheitskäpfer wie eine medaille hat zwei seiten).

Alle sind böse.

Aber was sind wir?

Wir sind schlimmer. Wir haben die Maske aufgesetzt. Wir spielen Theater.

Wir sind naiv.

NACHTRAG: Ich habe dies Dezember/November 2015 geschrieben. Zeiten ändern sich. Muss erst die Welt untergehn? Tut doch irgendwas in Syrien oder noch besser: Tut nichts. Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin? Dann kann das Gras wieder wachsen und das Öl wieder fließen, wenn ihr es unbedingt braucht. Hauptsache der Schrecken hat endlich ein Ende. Gott hilf nicht uns, hilf denen, die es brauchen…

Russische Mütter

Ich kaufe dieses Jahr eine Wohnung. Ich bin 27, habe einen befristeten Vertrag, verdiene lächerlich wenig (ich liebe meinen Job, das ist wahr und gelogen gleichzeitig, daher passt auch der Begriff „mit dem Job verheiratet sein“, denn die meisten Eheleute haben dasselbe Verhältnis zueinander) und gerade mein erstes Arbeitsjahr hinter mir.
Ach und ich bin ledig. Dieses Schimpfwort.
Welche Bank gibt mir bitte einen Kredit?
Trotzdem habe ich heute meine Kollegen informiert, dass bald Einweihung ist. Bammm…
Seit mein Bruder Ende August geheiratet hat und ein Baby unterwegs ist, sucht meine Mutter akribisch die Wohnungsanzeigen auf geraumen Internetseiten durch und schickt uns ständig Emails. Am Anfang war ich nur im CC, da aber mein Bruder solche Aktionen meiner Mutter mit eisiger Ignoranz begegnet, hat meine Mutter folgendes in der letzten Mail geschrieben:
„82m2; bei der Stadtkirche (beste Lage), 300 000 Euro. Haushaltsgeld 280 Euro. Alex meldet sich nicht.“
Ich hatte einen ruhigen Moment und habe ihr zurückgeschrieben:
„Hi Mam,
sei nicht böse. Alex hat glaube ich einfach grad andere Sorgen mit dem Baby und so und keine Kapazitäten dafür. Und ich hab einen Fristvertrag, mir gibt sicherlich keine Bank einen Kredit und ich weiß auch nicht, ob sich einer von uns schon so verschulden will. Also brauchst du dir glaube ich nicht mehr die Mühe machen und gucken. Aber Danke;)
Knutscha!!“
Die Antwort meiner Mutter:
„Ich fordere die Unterlagen heute an.“
Naja, da ich nie gelernt habe mich gegen meine Mutter durchzusetzen, werde ich jetzt wohl eine Wohnung kaufen müssen.
Wer von euch jetzt denkt: “Wie schlecht. Die muss einfach Nein sagen lernen!“, der hat selbst keine russische Mama. Ich meine klar, meine ist noch mal eine Portion extra crazy. Aber wenn ich Nein sage, kommen Tränen, es kommt der Vorwurf der Undankbarkeit, es kommt das Schweigen, die Bekenntnis nur das Beste für einen zu wollen und die Erinnerung daran, dass sie immer IMMER (fast immer) Recht hat.
(Meine Mutter hat tatsächlich fast immer recht, eine Gabe die von der russischen Mutter zur Tochter weitergegeben wird, wie mein Freund immer wieder schmerzlichst feststellen muss).
Man nennt dies auch Konditionierung und ich habe gelernt auf dieses Muster mit dem geringsten Widerstand zu reagieren. Ich werde wie Wasser in solchen Momenten (dies alles wird und kann ausschließlich von meiner Mutter ausgelöst werden und zeigt sich tatsächlich nie in meinem sonstigen Leben). Es ist wie, wenn man lange gefoltert wird. Man würde alles sagen oder tun, Hauptsache es hört auf.
Also habe ich meinen Kollegen erzählt, dass ich eine Wohnung kaufen werde.
Meine Mutter hat mir ein paar Stunden später dann aber folgende Nachricht geschickt:
„Ich denke Paul (mein Freund) sollte sich am Kauf beteiligen. Es wird Zeit, dass er sich wenigstens irgendwie an dich bindet“.
Natürlich hat sie recht.
Aber wer will denn so was bitte schön hören?
Und da ist er auf einmal wider, der Funken der Reaktanz.

Maseltov

Manche Dinge versteht man erst, wenn man alt genug ist. Das ist so ein typischer Satz dem einem die Eltern mitgeben und man mit 18, 20 oder 30 (je nach Themengebiet) für bescheuert hält. Das bezieht sich aber nicht nur auf unliebsame Ratschläge der Eltern. Früher habe ich z.B. immer amerikanische Filme gesehen und mich gefragt, warum die Leute 100 Hochzeitseinladungen am Kühlschrank hängen haben und hab dies für unrealistisches Hollywood-Getue abgetan. In Deutschland lädt die Schwäbische Hausfrau natürlich nicht jeden zur Hochzeit ein und daher erhält man auch nicht 100 Einladungen im Jahr sobald man in ein gewisses Alter kommt,
Aber man erhält viele.
Ich wurde im letzten Jahr zu VIER Hochzeiten eingeladen und bei Einer war ich Trauzeugin. Zugegeben bei zweien frage ich mich bis heute, ob das so eine gute Idee war. Zu einer bin ich nicht gegangen. Bei einer hatte ich einen Ohrstäbchen-Vorfall (ihr erinnert euch).
Vor einer Woche kam der Anruf.
Meine beste Freundin heiratet.
Noch dieses Jahr.
In weniger als drei Monaten.
Und die Zyniker unter euch irren sich! Keine Schwangerschaft, aber Liebe und ein bisschen ausländische Bürokratie spielen eine Rolle. Und bei meiner Freundin und Ihrem Schatz bezeuge ich gerne, dass sie füreinander gemacht sind. Beide denselben Schrägen Humor und eine Vorliebe für Enten. Daher wollen beide auch in ihren Enten-T-Shirt heiraten, was ich noch versuche zu verhindern.
Fazit: 5 Hochzeiten, 2 mal Trauzeugin und 0 eigene Heiratsanträge im letzten Jahr.
Ich freue mich von Herzen für meine Freundin, habe mich gefreut. Wirklich.
Dann kam diese Frage: „Und (lange Pause), was ist mit Paul und dir?“ Wie geht es denn da weiter? Zieht er endlich zu dir?
Tja, super gute Frage. Er arbeitet und wohnt in Berlin, ich arbeite und wohne NICHT in Berlin und keiner will seinen Job kündigen und …ja und?
Ich wollte immer heiraten und Kinder und will es weiterhin. Muss ich mich aber jetzt schlecht fühlen, weil es noch nicht in mein Lebenskonzept passt? Ich weiß, ich könnte es passend machen, mich anpassen, Raum dafür schaffen. Aber ich will nicht. Ich liebe meinen Freund. Und ich will ihn heiraten. Aber das muss nicht jetzt sein und nicht um jeden Preis. Auch wenn wir schon 2 Jahre länger als meine Freundin und ihr Typ zusammen sind und beide eher Ende als Mitte 20 sind.
Warum muss ich mich deshalb schlecht fühlen? Ich bin noch nicht mal sicher, dass ich alles hinschmeißen würde und zu meinem Freund ziehen, wenn er mir einen Antrag machen würde.
Meine neue Frauenärztin hat mich vor zwei Wochen untersucht und gefragt, ob ich schon Kinder gekriegt habe. Wenn ich mich unwohl fühle (und nichts ist so unangenehm, wie einem Fremden das Beste von einem zeigen zu müssen) mache ich gerne Witze.
Und so habe ich geantwortet: „Ha, ha, sehe ich denn schon so aus?“
Ihre Reaktion: „Naja, Sie sind 27 und Frauen sind dafür da Kinder zu bekommen, wissen Sie…“
Sie hätte mir auch eine Ohrfeige geben können.
Und Männer nicht?, war alles was ich denken konnte den ganzen Tag. Bin ich weniger wert oder habe ich ein weniger erfülltes Leben, weil ich weiß, wie man Kondome benutzt und mich nicht jeder Kerl heiraten will?
Big news for you: Ich würde die meisten Kerle auch nicht heiraten. So what?
Heute kam meine Kollegin, Sitznachbarin und gute Bekannte (wir sind noch zwei Weinflaschen von dem Begriff Freundin weg) und hat mir gesagt, dass ihr Freund ihr einen Antrag gemacht hat.
Mazel tov!

Don´t – Just don´t

Sie hatte ihre Haare in Locken gedreht und nach oben gebunden. Ein kleiner silberner Schmetterling hielt sie an der Seite fest und legt ihr Ohr und ihren zarten Hals frei. Es war heiß. Viel zu heiß für so einen Tag und so ein Kleid. Man sah es an ihren Brüsten. Kleine Schweißperlen tanzten dort auf ihrem Brustkorb. Ihr Atem ging schnell auch wenn sie langsam den Gang hinunterlief ging ihr Atem schnell. Ihre Hände hielten den Brautstrauß zu fest. Das Bukett aus roten Rosen wirkte traurig und faul. Es war lang und hing fast bis zum Saum ihres Kleides herab. Man merkte, dass es eine Maßanfertigung war. Reine Seide, schlicht, elegant, hauteng und trotzdem nicht obszön. Es war gut gewählt. Genauso wie der Mann auf den sie zuging. Warum zitterte sie dann so? Sie blickte an sich hinab, blieb stehen. Die Gäste zogen hörbar die Luft ein. Warum ist das Kleid nur so zerknittert? Diese verdammte Hitze! So sollte dies nicht ablaufen. Es hätte perfekt sein müssen. Reiß dich zusammen! Verdammt. Die Männer in ihren teuren Anzügen glotzten sie lüstern an. Der Schweiß stand Ihnen auf der Stirn. Die Frauen rümpften die Nase. Freute sich denn hier überhaupt jemand? Dann blickte sie in seine Augen. Es war ein kühler Blick. Fast schon herablassend und gelangweilt. Das war das was sie brauchte. Nicht diese dusligen Zweifel, nicht diesen Gefühlsbrei. Sie brauchte seine Klarheit. Seine Berechnung. Ihre Schultern straffend ging sie weiter, einen Schritt zu schnell für die Musik. Aber keinen Schritt zu schnell, um diese Sache hier endlich hinter sich zu bringen. Sie blieb vor ihm stehen. Da sie keinen Schleier trug gab es für ihn nichts zu tun. Sie sah in seine dunklen Augen. Sie brauchte keinen Schleier. Dieses Gesicht musste sie nicht verstecken.  Sie hatten keine Geheimnisse mehr voreinander. Vielleicht war das besser als Liebe. Vielleicht.

Wie sagt man seinem besten Freund, dass er den Fehler seines Lebens begeht? Ich glaube egal wie – hauptsache rechtzeitig. Es gab viele Gelegenheiten ihm zu sagen, dass es ein Fehler ist, sie zu heiraten. Mein erster Gedanke, dass die zwei kein gutes Paar sind, war bei meiner ersten Begegnung von diesem besten Freund meines Freundes. Neue Stadt. Alte Leute. Wir saßen in einer Bar und ich frage ihn: „Wie ist deine Freundin so?“ Seine Antwort: „Carla? Carla, naja. Sie hat keinen Humor.“ Dies ist mit das gemeinste, was ein Mann über seine Freundin sagen kann. Er hätte sagen können, dass sie dick ist, viel nervt, ständig heult oder eh bald Schluss ist. Aber zu sagen, dass der Mensch, den man liebt, nicht fröhlich witzig und lustig ist, ist eben das. Es ist kalt. Ich habe sie danach kennengelernt. Sie ist nett, ehrlich und klug. Aber eben auch das: völlig humorlos. Zwei Jahre später kam eine Save-the-Date Karte mit präzisen Handlungsanweisungen für die Hochzeit. Ich frage mich, wer dafür gesorgt hat? Und mein Freund sah mich an und hat mich gefragt: „Wann soll ich ihm denn nun sagen, dass das ein Fehler ist?“ Ich habe ihm geantwortet: „Dafür ist es schon zu spät. Jemand der die Save-the-Date Karte zwei Monate vor der Hochzeit losschickt, der hat sich schon entschieden.“

Mediales Erbrechen

Wie gruselt es mich vor Weihnachten zu Haus, denn der Fernseher geht nie aus…

 

Schlimmer als in letzter Zeit kann Fernsehen nicht mehr werden. Ich habe zu zwei Gelegenheiten wieder mal das Abendprogramm gesehen. Als ich meine Eltern zu Hause besucht habe, an einem gechillten Samstagabend und in einer Ferienwohnung im Harz ohne Internetanschluss (oder Handyempfang by the way).

 

Bei meinen Eltern haben wir einfach durch die Kanäle gezappt. Wenn man Sendungen wie „The Voice“ oder Sing meinen Song oder die andere „Talent“-Shows nicht verfolgt, dann ist plötzliches reinzappen wie ein harten Drogentrip. Die Farben sind zu grell und man checkt einfach nicht, worum es eigentlich geht.

 

Daher haben wir eine neue „Wer-gegen-Wen“-Sendung auf Prosieben angeschaut mit den zwei größten Labertaschen des deutschen Fernsehens, die immer wieder demonstrieren, warum es sich lohnt, etwas anständiges zu lernen. Joko und Klaas verkaufen zu mindestens ihren Körper, wenn nicht ihre Seele, regelmäßig an das private Fernsehen. Aber dieses Wochenende war es wieder besonders schön.

 

Mit anderen Stars, wie Sasha und naja den üblichen Verdächtigen eben, konnte man Klaas beim Verlieren zusehen. Alle mussten aus einem durchsichtigen Seifenspender so viel weiße Seife wie möglich in kurzer Zeit in eine durchsichtige Schüssel spritzen. Selbst Sasha ist diese tiefsinnige Metapher aufgefallen. Seine Mutter ist sicher stolz auf ihn. Und sein Deutschlehrer erst.

Gemeinsam konnte man ihnen also beim abspritzen zu sehen. Wer gewonnen hat weiß ich nicht mehr. Aber verloren hat ganz sicher das Niveau.

 

Ich hätte viele weitere Beispiele nennen können, die mir in letzter Zeit beim Fernsehen aufgefallen sind. Aber eine Szene, die mir beim Durchzappen ins Gedächtnis gebrannt worden ist, werde ich nie vergessen. Wie ein Haar von Hugh Jackmans Hals-Eiern in seine Suppe gefallen ist und er es gegessen hat. Das war schon ein Leckerbissen. Prime time bei Prosieben.  Vielen Dank.Mehr Lobbyarbeit fürs Bücherlesen kann man nicht machen.

Ich empfehle da Krieg und Frieden. Passt thematisch auch ganz gut zu dem anderen Scheiß, der grad im Fernsehen läuft. Oder ist das etwas echt?

Europa weint

Europa weint heute, um Frankreich, um Paris, um die Menschen, die gestern hingerichtet worden sind von maskierten Menschen, die keine sind. Maskiert, weil sie keine Menschen mehr sind. Weil sie den Menschen nicht sehen. Weil Sie nur noch Ideologie sehen und Ideologie sind und Ideologie leben. Ideologie töten. Immer die andere. Die, die Ihnen nicht passt.

Ich weine heute auch um die Muslimen in Europa, die Europa lieben. Um unsere Mitbürger, die an Allah glauben, die ein Kopftuch tragen oder auch nicht. Ich weine um unsere dunklen Mitbürger und um die, die es werden wollen.

Sie werden jetzt doppelt beäugt. Ihnen wird vorgeworfen, ohne, dass es Ihnen jemand direkt vorwirft (denn das ist ja nicht politisch korrekt), dass sie das Massaker in Paris gut finden. Sie sind der potenzielle Feind. Das Fremde vor dem man Angst hat. Jetzt umso mehr.

Ich weine, um Europa. Um unsere offenen Grenzen von denen wir unseren Kindern später erzählen werden, wenn wir Freiheit definieren. Ich weine um unsere Willkommenskultur und das Miteinander, das aufhört, bevor es angefangen hat.

Nachdem Europa seine Grenzen geschlossen hat und der Schengen-Raum gestorben ist, werden wir unseren Kindern erzählen, danach ist auch der Euro gescheitert. Mit ihm sind die Zweifler aus der EU ausgetreten, werden wir berichten, und dies war der Anfang vom Ende. Europa ist an diesem Tag mit gestorben, werden wir unseren Kindern sagen. Müssen, WENN WIR NICHTS TUN.

Racial Profiling wird es jetzt geben, so unfair und politisch unkorrekt es auch sein mag. Aber lasst uns gemeinsam umso mehr nun unsere WERTE verteidigen. Und nicht die, die uns von den Amerikanern aufgedrückt werden. Keine westlichen Werte. Lasst uns unsere europäischen Werte leben.

Lasst uns Solidarität zeigen. Vor allem mit unseren „dunklen“ Mitbürgern, mit denen mit Kopftuch, mit denen die „dunkel“ aussehen, mit den Muslimen und den Ausländern, die jetzt mehr den jäh an die Grenze unserer Gesellschaft gedrängt werden. Lasst uns gemeinsam gegen die Aufspaltung unserer Gesellschaft und die Aufspaltung Europas treten.

Ich habe Angst. Ich habe nicht Angst vor Muslimen. Meine Kollegen sind Muslime und meine Nachbarn auch. Und ich bin Akademiker und wohne im Vorort. Das sind die nettesten Menschen, die ich kenne. Auch wenn sie einen Bart haben und nicht trinken.

Ich habe Angst vor dem was jetzt kommt. Jemand hat in einem lichten Moment einmal gesagt:

„Wenn irgendwo zwischen zwei Mächten ein noch so harmlos aussehender Pakt geschlossen wird, muss man sich sofort fragen, wer hier umgebracht werden soll.“

Wenn wir uns fragen, woher Terrorismus kommt. Dann passt dieses Zitat. Und es passt umso mehr auch jetzt.

Artikel 5 des Nato-Vertrags zum Bündnisfall, „bezeichnet in der diplomatischen Sprache den Begriff, der eine Lage kennzeichnet, in der eine von einem Staat aufgrund eines militärischen Beistandsvertrages eingegangene Verpflichtung wirksam wird, in einen Krieg einzutreten, den der jeweilige Bündnispartner führt, bzw. einen Krieg zum Schutze dieses Partners zu beginnen“ (https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCndnisfall).

Was passiert jetzt? Meine Kollegen meinten erste jetzt am Freitag zu mir, dass Russen an Verschwörungstheorien glauben. Vielleicht ist das so. Hier ist meine:

Frankreich wird als Nato-Partner in Syrien einfallen. Die Nato-Partner werden Frankreich unterstützen. Ob die USA den Einmarsch in Syrien wollten und irgendwie provoziert haben sei dahingestellt. Der Feind ist die IS. Der Feind ist aber auch Assad, weil er es schon vorher war. Der Feind wird jetzt auch Russland werden. Der Stellvertreterkrieg in der Ukraine, der nicht zu einem richtigen Krieg eskaliert ist, wird bald in Syrien stattfinden. Es wird nicht beim Stellvertreterkrieg bleiben. Die Bündnisliebe, die Bismarck, mein Zitatgeber, begonnen hat und die den ersten Weltkrieg mit provoziert hat, wird zum dritten Weltkrieg führen.

Unsere Herzen werden gefrieren. Unsere Tränen bluten.

Aber stellt euch vor, es ist Krieg und keiner geht hin? Vielleicht lernen unsere Kinder in der Schule ja auch irgendwann, dass dies die Zeit der größten Krise und Unsicherheit in Europa war. Und wir „unsere Feinde umarmt haben, damit sie bewegungslos geworden sind“ (http://zitate.net/macht-zitate). Sie werden lernen, dass dies der Anfang einer neuen Weltordnung war. Wir werden Ihnen sagen, dass Europa damals geweint hat, aber nicht um sich selbst.

P.S.: Ich will an dieser Stelle gesagt haben, dass Deutschland einer der größten Waffenexporteure der Welt ist. Alles was wir an Waffen verdienen bzw. die Kapitalisten verdienen, müssen wir an Steuergeldern für Krieg und Flüchtlinge ausgeben. Und erzeugen am Ende noch mehr Terrorismus, der solche Verbrechen wie in Paris hervorbringt. Es ist Zeit. Nicht zu handeln. Es ist Zeit nachzudenken. Eine neue Weltordnung zu schaffen. Es ist keine Zeit zum Krieg. Es ist endlich Zeit für Frieden.

Spectre – Der Bond, der keiner war (SPOILER zum neuen JAMES BOND-Film)

Bezahlt ihr noch fürs Kino? Ich bin wahrscheinlich das einzige Mädchen auf der Welt, das wirklich wirklich Action-Filme liebt und tatsächlich nicht, um einem Mann zu gefallen. Und bei all meinen Schwächen ist dies wohl die Eigenschaft, die mein Mann/Freund am meisten an mir gefällt. Daher gehe ich auch gerne ins Kino. Für die großen Streifen. Für die, für die es sich lohnt.  Und für was lohnt es sich mehr, als für einen genialen Action-Blockbuster?

Dieses Mal habe ich leider hinterher festgestellt: Es hat sich nicht gelohnt.

Ich war gestern im neuen James Bond Film „Spectre“. Der Name ist auch schon fast das coolste an diesem Film. Und ich war nicht enttäuscht, weil ich im speziellen ein großer Bond-Fan bin oder hohe Erwartungen hatte. Aber ich glaube zutiefst, dass Daniel Craig mit seinem letzten Bond Film hätte aufhören müssen.

Casino Royal, das war ein Bond Film wie kein anderer. Das war der coolste Bond, der die Frauen immer noch heiß gemacht hat und dem es scheiß egal war, ob sein Martini geschüttelt oder gerührt wurde.

Naja und jetzt ist es ihm in diesem Teil der Reihe auf einmal wieder wichtig?! So banal dies klingen mag, so inkonsistent ist damit die Darstellung des Bond-Charakters durch Daniel Craig.

Inkonsistent war auch der Handlungsstrang im ganzen Film. Es war überhaupt unklar, wieso dort was passiert ist. Nur als Beispiel. James Bond wollte wissen, wo er seinen Feind, den weißen (vielleicht war es auch der blasse?) König findet. Dazu hat er ein ehemaliges Mitglied der Geheimorganisation „Spectre“ aufgesucht.  Dieser (halb tot aufgrund irgendeiner Krankheit) meinte zu ihm „La Amercain“?  sei die Antwort, dort könne er den König finden. Naja, auf einmal ging es um seine Tochter, er wolle sie schützen, sie wisse wer „La Americain“  sei. Der Typ vertaut Bond als er ihm versichert seine Tochter zu beschützen und verrät ihren Aufenthaltsort. So kommt das Bond Girl in den Film. Das ist auch der einzige Grund, warum es diese Szene gibt. Denn mal ehrlich „La Americain“ ist ein Hotel, wo dieses ehemalige Mitglied von „Spectre“ eine geheime Kammer hat mit Geheiminformationen. Alles ganz geheim. Ok, seine Tochter weiß auch was und wo das ist. Aber wen der Typ seine Tochter so unbedingt beschützen will, warum sagt er Bond dann einfach nicht, was das ist und wo das ist und alles geht tuti weiter ohne, dass Bond die Tochter suchen muss und damit wen auch immer auf ihre Spur und sie damit in Gefahr bringt? Wahre Vaterliebe kann ich dazu nur sagen. Am Ende nimmt er sich mit Bonds Waffe das Leben.

Es geht weiter. Das Bond Girl will unbedingt in das geheime Lager des weißen Königs, um herauszufinden, was mit ihrem Vater passiert ist. Bond hat ihr gleich bei der ersten Begegnung erzählt, dass ihr Vater sich umgebracht hat. Das er einer bösen, grausamen Geheimorganisation angehört hat, wusste sie ja schon. Was will sie denn noch wissen?

Naja und zum Schluss. Bond wurde vom weißen (blassen?) König gequält im Geheimlager (apropose super vorbereitete Aktion James!  Einfach da reingehen und Hallo sagen. Beeindruckende Geheimagenten-Arbeit!!) mit einem dünnen Bohrer und sein Gyrus fusiformis wurde verletzt. Am Hals. Bekanntlich befinden sich ja viele Gehirnregionen in einer Beule am Hals des Homo Sapiens. Warum macht man so etwas mit dem Zuschauer?

Naja und wieso macht man das mit James? Damit er keine Gesichter erkennen kann und damit es eine tolle Szene gibt, in der James durch eine Ruine läuft und dort  Plakate von seinen toten Feinden und Freunden hängen sieht und nicht erkennt nicht wer wer ist. OMG! Und dabei sind Plakate doch so gefährlich!!

Und ganz ganz zu letzt finde ich die Verbindung bzw. das Wortspiel zwischen Krake (im Intro wird ewig eine Krake gezeigt und auch der Bösewicht-/Geheimorganisations-Ring zeigt eine Krake) und Datenkrake (Bond will verhindern, dass eine neue Spionageorganisation eingeführt wird, die alle Spionage-Daten sammelt)  – also Krake und Datenkrake – einfach nur peinlich…

Und gang ganz ganz zum Schluss will ich auch noch sagen, dass wenn man eine Frau wie Monica Belluchi in seinem Film hat, dann ist es eine gottgegebene Pflicht, sie auch ausführlich ihre Kunst bzw. ihre Künste darstellen zu lassen.

Ihr merkt, ich könnte ewig so weitermachen.

Aber Daniel Craig sollte jetzt wirklich aufhören. Der Bond der keiner war.

Diss(kriminier) mich nicht

Obwohl ich meinen Blog den schönen Titel „mycrazyrussianfamily“ gegeben habe, ist es leider so, dass außnahmsweise meine Familie mal wenig crazy ist. Und ich deshalb wenig über russische Sitten und Unsinnigkeiten schreiben konnte.

Meine Mutter ist diese Woche jedoch (un)glücklicherweise ganz aufgebracht nach Hause gekommen. Ich merke ihre Anspannung daran, dass sie nach Hause kommt und mindestens zwei bis drei Stunden ganz still ist und kaum etwas sagt. Bei Russen bedeutet dies: „Die kacke brodelt. Die Scheiße ist am dampfen. Und eigentlich ist Polen offen.“ (Letzteres soll als semantischer Spruch und nicht als Allergorie zu irgendeinem angeblichen oder tatsächlich existierenden polnisch-russischen Konflikt verstanden werden).

Wenn meine Mutter still ist, dann mache ich mir Sorgen. Aber ich warte und warte. Denn eins weiß ich, wenn man einen Russen drängt, dann explodiert er. Was man will, ist das langsame Entweichen der Wut. Ich habe gewartet bis meine Mutter nachts in mein Zimmer gekommen ist und sich auf mein Bett gesetzt hat.

Dann hat sie mir folgendes erzählt: Ihr Kollege ist am Tag nach dem Absturz der russischen Passagiermaschine in Ägypten in die Arbeit gekommen und als das Gespräch auf dieses Thema kam, hat er folgenden Satz gesagt (und ich zitiere): „Ich weiß gar nicht, was ihr habt, die Maschine ist doch prima gelandet.“ Gestern, wo meine Mutter auf meinem Bett saß, an diesem Tag wurde wieder über Politik geredet und er hat folgenden Satz gesagt (und ich zitiere): „Man müsste alle Russen in einen Sack stecken und drauf prügeln“.

Wer an Rassismus und Diskriminierung in Deutschland nicht glaubt, nun ja, dem kann ich helfen. Ich habe unzählige solcher Geschichten parat. Persönliche und von anderen.

Eine die weniger schlimm ist, mir aber neulich erst passiert ist und den Punkt, den ich machen will, untermalt, ist folgende:

Ich saß in der Personalabteilung meines letzten Arbeitgebers zusammen mit einem Personalsachbearbeiter und wollte meinen Arbeitsvertrag unterschreiben. Happy Days. Es standen viele Datenschutz- und Geheimhaltungszusatzklauseln im Vertrag und ich habe den Verantwortlichen gefragt, was mit jenem oder diesem genau gemeint sei.

Dieses Beispiel sollte mir helfen zu verstehen, was Geheimhaltung ist: „Naja, Frau Kaminski, wenn Sie zum Beispiel Zahlen oder Unterlagen oder technische Zeichnungen an die Russen weitergeben, das ist nicht gut.“

Ist das Diskriminierung? Also das ist ganz klar eine Beleidigung meiner Intelligenz. Aber ich war mir nicht sicher. Ganz ehrlich. Ich habe ihm aber gleich gesagt, dass ich das irgendwie nicht ok finde und er meinte: „Dann eben an Kuba.“ Weiß nicht, ob ich mich jetzt besser fühle. Aber heute bin ich mir sicher, dass es Diskriminierung war.

Weil ich es nicht ok fand. NEIN.

Weil er nicht reflektiert hat und weil er sich nicht entschuldigt hat. NEIN.

Weil er Russland gesagt hat und nicht USA, die nach allen NSA Spähaffären doch die größte Datenkrake der Welt darstellen.

Weil er Kuba gesagt hat.

Weil er nämlich jahrzehntelang aus Filmen und dem Kino gelernt hat, wer die BÖSEN sind. Die Bösen sind die Russen oder die die mit rotem Parteibuch rumlaufen. Die Bösen sind nicht die, die Guantanamo haben oder Drohnen. Die Bösen sind die Spione aus dem Kalten Krieg und die, die einem fremd sind, weil ihre Massenkultur nicht die deutsche permanent stimuliert.

Dieses Gedankengut – und anders will ich es nicht nennen. Dieses Gedankengut vom Bösen Russen, hat auch den Kollegen meiner Mutter dazu getrieben, sich über einen Flugzeugabsturz zu freuen bei dem über 200 Menschen, Kinder, Frauen, Männer gestorben sind. Er hätte niemals dasselbe über den Flug 4U9525 der Lufthansa-Tochter Germanwings gesagt bei dem ebenfalls so viele Menschen gestorben sind. Bei dem so viele Deutsche gestorben sind. Aber eben keine bösen Russen.

Warum kann man in Deutschland zwischen syrischen hilfsbedürftigen Flüchtlingen unterscheiden und Assad? Warum kann man aber nicht zwischen den normalen Russen und Putin unterscheiden? Warum hält sich das Klischee vom bösen Russen?

Ich weiß es nicht. Ich bin erst in meinen Zwanzigern und habe es schon satt mir ständig den Unterschied zwischen mir und „richtigen Deutschen“ anzuhören. Ich habe es satt, dass Leute sagen: „Macht nichts, Deutsche machen dieselben Fehler. Oder freu dich doch über deine Note, du bist ja nicht richtig deutsch.“

Ich habe viele solcher Geschichten. Teilt bitte eure Diskriminierungsgeschichten mit mir. Ich will, dass wir jede aufschreiben und jeder sie lesen kann, sodass auch der letzte „richtige Deutsche“ versteht, wann er mal wieder durch einen erlernten Stereotyp verletzt, beleidigt und beschädigt.