Rumänien oder Kassel – Art not smart

45 Euro für den ICE nach Kassel und zurück. 22 Euro für das Ticket zur internationale Kunstausstellung in Kassel – die Documenta. 35 Euro für den Flug nach Rumänien und 2,50 Euro für das Ticket zum örtlichen Kunstmuseum. Hat mir vor allem beigebracht, was ein/e Kurator/in eigentlich von Beruf macht.

Das Problem mit Erwartungen ist, dass sie erfüllt sein müssen, damit man halbwegs zufrieden ist. Und zufrieden ist man erst, wenn man beider maßen atemraubend überrascht und ergriffen ist. Die Erwartungen heutzutage sind groß. Nicht nur an jeden einzelnen von uns, sondern auch an das womit wir unsere Zeit verbringen, denn davon ist immer weniger da.

Die Documenta 14 in Kassel ist vom Niveau eine Ausstellung eines Kunstleistungskurses der 12 Klasse. Nicht, dass ich ein Kunstexperte bin. Ich bin keiner. In jeder Stadt, in die ich gehe, ist jedoch das Museum für moderne Kunst mein erstes Ziel. Warum? Weil ich gerne überrascht werde, weil ich kreatives sehen will, weil ich gerne Kunst machen würde und nicht weiß, ob ich gut genug bin.

Ich hasse die Menschen, die über moderne Kunst sagen: „Das könnte ich auch machen“. Aber sie es könnten es nicht. Un neben der Technik geht es auch um den Einsatz der Technik und um die Idee.

Seit der Documenta habe ich neues Vertrauen in mich. Denn das kann nun wirklich (fast) jeder. Es gab nur wenige Kunstwerke, die beeindruckend waren. Die meisten waren ein Witz, eine Enttäuschung oder schlecht inszeniert. Der Rest war banal.

Die Documenta-Halle war brennend heiß. Die Menschen haben sich im schmalen Eingang gestaut und die Kunstwerke gleich zu Beginn sind untergegangen in der Hitze. In der selben Halle waren einige der wenigen interessanten Werke. Ein Werk von Britta Marakatt-Labba, das in einer wunderschönen Präzision und Verspieltheit die Geschichte ihres Heimatortes erzählt. Ist es „nur“ Kunsthandwerk? War das Kunst? Spielt dies überhaupt eine Rolle? Miriam Cahn – ganz offensichtlich gut in ihrer rohen Gewalt. Und wahrscheinlich das einzige Werk zur Flüchtlingsthematik, dass nicht augenscheinlich banal in seiner Botschaft war.

Banal war wirklich eines der Stichworte dieser Documenta. Ich stand in der Halle und habe zufällig mitgehört, wie eine Gruppe von Spaziergängern das Werk von Aboubakar Fofana in einer herrlich monotonen Stimme beschreibt: „Naja, räuspeln, Sie wissen ja, wo unsere Kleidung produziert wird und dass das unter ganz schlimmen Bedingungen passiert. Pause. Darum geht es in diesem Werk“ (ausgestellt sind hängende weiße und blaue Stoffe). Ja, das weiß ich und die anderen auch und eigentlich jeder moderne Mensch. Die Botschaften dieser Documenta waren simpel: Rassismus ist schlecht, Nazis sind böse, Umweltschutz ist wichtig, Flüchtlingen muss man helfen, ach ja Krieg auch schlecht und alles global und so nicht gut.

Ein Diskurs wird so nicht möglich. Wenn die Kunstwerke wenigstens technisch, von der Mache her, von der Idee her, überzeugt hätten. Durch eine Botschaft alleine wird Kunst nicht besser. Es ist cool, wenn Kunst Botschaften trägt. Aber diese müssen den Konflikt dieser Welt darstellen. Das Wahrheiten nicht so einfach sind. Frauen haben das Recht auf Selbstbestimmung – bis wohin und wann fängt das Recht des Neugeborenen an?  Flüchtlingen muss man helfen und was wenn man sich dadurch (noch mehr) Terrorismus ins Land holt? Stimmt das überhaupt? Kunst muss mehr als die montone Einstimmigkeit von Tagesschau-Sprechern wiederzugeben.

Und dunkel war es. Inszenierung fängt damit an, dass man das Zeug auch vernünftig sehen kann.

Was Licht, Raum und Inszenierung für Kunst machen können, hat sich mir um so mehr in Timisoara gezeigt. Ein Ort, den ich niemals auf der Landkarte gesehen hätte. Ein Ort, wo ich nur zufällig in das Museum für moderne Kunst gegangen bin, weil ich nichts besseres zu tun hatte. eine Ausstellung, die es geschafft hat, Barocke Kunst und moderne Kunst auf unglaublich kreative weise zu verknüpfen in der jeder seinen Platz hat. Auf der einen Ebene Portraits von Baba. Fotografien der Stillleben von Tomar. Daneben Fotos moderner Künstler, die die Bilder nachgeahmt haben, sodass kein Unterschied zu erkennen war. Aber auch Fotografie die sie neu interpretiert haben und den Betrachter zum Lachen und zum Erröten bringen. Auf der obersten Ebene in den großen prunkvollen Sälen des Museums die übergroßen Skulpturen von Moldevan. Moderne Kunst at its best.

Die Kunst ist schon gut. Die Message ist da. Die Form ist grotesk, in ihrer Figuralität jedoch barock. Und die Ausstellung damit unglaublich gut gemacht. Alles hat seinen Platz – man geht und ist erstaunt, überrascht, man ist zufrieden. Die Erwartungen sind übertroffen. Das kann nicht jeder. Das können die wenigsten. Die Documenta konnte das nicht.

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Beerdigung auf Russisch

Mein Großvater ist  vor zwei Wochen gestorben. Er war alt. Er war jahrelang krank und hatte eine schwere Demenz im Endstadium und um ehrlich zu sein, ich kannte ihn als Mensch nicht wirklich gut.

Und trotzdem habe ich geweint und trotzdem habe ich getrauert.

Als er gestürzt ist vor drei Wochen habe ich ihn im Krankenhaus besucht. Er hat schwer, sehr schwer geatmet und hatte Schmerzen und ist an diesem Abend für uns das erste Mal in diesem Tag aufgewacht. Mich hat er schon lange vergessen. Aber meine Mutter erkannte er ab und zu bei Besuchen. An diesem Abend habe ich ihn auf die Stirn geküsst und mich verabschiedet. Ich habe mir nicht gewünscht, dass er stirbt. Aber ich habe mir gewünscht, dass seine Schmerzen vorübergehen und er nicht leiden muss.

Das ist ein großer Unterschied. Mein Großvater war religiös. Und zwar zutiefst religiös. Dass Gott diesen Weg für ihn gewählt hat, war seine persönliche Bürde und Last, die er bis zum Ende mit Würde getragen hat. Er selbst zu mindestens. Er hätte sich nicht gewünscht früher zu gehen als Gott es gewollt hat und gleichzeitig hat ihn niemand gefragt.

Wenn wir ihm bei unseren Besuchen früher Eis oder so etwas mitgebracht haben, dann hat er sich riesig gefreut. Da spielt es keine Rolle, ob man dement ist oder nicht. Liebt wie Kinder und ihr werdet selig.

Es ist das eine ihm zu wünschen, dass er von Leid und Last befreit wird. Das andere ist es für seinen Ehemann, der noch lebendig im Krankenhaus liegt einen Anzug für die Beerdigung zu kaufen. Selbst ich finde das makaber und verstörend. Aber vlt. war es für meine Großmutter der erste Schritt zur Trauerarbeit. Hier muss ich nochmal betonen – DAS ist wirklich unüblich! Und zwar in jeder Kultur…

Die Beerdigung meines Großvaters hat mich schockiert.

Ich weiß nicht warum, aber meine Großeltern hatten zu mir (und meinem Bruder) nie ein enges Verhältnis. Und ich bin nicht sicher, ob sie uns über das Maß der Pflicht hinaus geliebt haben. Enger war es bei einigen meiner anderen Cousinen und Cousins. Ein paar meiner Tanten und Onkel und Cousins und Cousinen und seine noch lebenden Geschwister haben geweint. Aber ein paar meiner Verwandten und vor allem die, die zu ihm das beste Verhältnis hatten als er noch am Leben und noch nicht dement war, kamen mir vor als wären sie auf der Beerdigung eines Fremden.

Man mag sich fremd sein, aber wenn meine seine Mutter trauern sieht, um diesen Verlust, empfindet man nicht mit?

Mein Großvater war kein perfekter Mensch, aber er war ein guter Mensch. Er und meine Großmutter haben jeden Cent den sie hatten entweder der Kirche oder ihren Kindern gegeben. Als wir die Fotoalben nach einem Bild durchgesehen haben, habe ich Bilder von meinem Opa gesehen wie er Wurst gemacht hat, wie er gegrillt hat, bei Familienfeiern und co. Und wie er mit meinen Cousinen gespielt hat.

Es gibt so wenige Bilder von ihm aus seinem Leben in Kasachstan. Er ist wie viele Russlanddeutsche Anfang der 90ger nach Deutschland migriert als die Sowjetunion zusammengebrochen ist.

Das ist auch Teil dieses Lebens. Vielleicht auch Teil des Fremdseins und der Entfremdung in diesem Teil meiner Familie. Mein Großvater war zwei Menschen.

Der eine Mensch- über diesen erzählt meine Mutter die schönsten Kindheitsgeschichten –  wie er mit ihr Schaschlik essen ging- wie der Bus einmal einfach weitergefahren ist und er sie mit dem Taxi holen musste – wie er immer mit ihr Eis essen ging. Wie er sich als Autodidakt selbst viel beibrachte. Sie erzählt Geschichten von diesem politisch interessierten Menschen, der Artikel schrieb in den lokalen Zeitungen. Artikel in denen er das System hochhielt und auch den Atheismus.

Dann gibt es diesen anderen Menschen. Wie er nach Deutschland kam. Wie der Kontakt zu seinen methodistischen Geschwistern stärker wurde. Wie er der methodistischen Kirche beitrat und sich taufen lies. Wie er bei gemeinsamen Familienfeiern Gespräche unterbrach, um Stunden aus der Bibel zu lesen. Als Kind fühlte es sich zu mindestens wie Stunden an. Wie fremd er seinen atheistisch erzogenen Kindern daher immer wurde und vielleicht auch seinen Enkelkindern.

Das war der große Bruch in seinem Leben und sein stärkstes Bedauern. Trotzdem half man sich. Trotzdem besuchte man sich. Aber man sprach glaube ich nicht mehr dieselbe Sprache. Seine Sprache war geprägt von Schuld, Büße, Sühne, Reue. Die Sprache seiner Kinder war eine Alltagssprache über alltägliche Probleme, Sorgen, Nöte, und Freuden.

Bei einem methodistischen Gottesdienst und diesem Fall einer Beerdigung werden zwei Sprachen gesprochen in den russlanddeutschen Gemeinden und zwar natürlich russisch und deutsch.

Die Beerdigungen laufen ähnlich ab, wie deutsche und wie russische und wie russlanddeutsche und in diesem Fall haben sie noch spezielle methodistische Elemente.

Mein Großvater wurde aufgebahrt. Wie es immer gemacht wird, sodass die Trauergäste die Möglichkeit haben sich zu verabschieden. Es liegen Kränze dar von den Kindern und der Gemeinde. Aber viele Frauen tragen Röcke und ein leichtes Kopftuch. Nach dem Ende der Aufbahrung und dem Schließen des Sarges kommt die Predigt. Normalerweise eine kurze Predigt übe das Leben und den Tod und den Menschen, den man an diesem Tag verabschiedet. In einem methodistischen Gottesdienst ist die Predigt eine Stunde lang (oder auch mal länger). Zweisprachig wird man immer und immer wieder auf die eigenen Sünden und die ewige Verdammnis hingewiesen. Ich bin Christ und bei dieser Begräbnispredigt selbst fast vom Glauben abgekommen. Und nach dieser schuldbeladenen Predigt kam tatsächlich eine zweite (diesmal einsprachige) Predigt auf Deutsch eines einfachen Gemeindemitglieds. Ich glaube dieser sollte ein paar persönliche Worte über meinen Großvater sagen. Aber auch hier ging es wieder darum, warum man an Gott glauben sollte und dass die Ewigkeit sonst erreicht werden kann usw. usw. Er hat den Lebenslauf meines Großvaters am Ende seiner Rede wie einen Polizeibericht vorgetragen. Jahr der Geburt, Anzahl der Kinder, Anzahl der Enkelkinder usw. Aber er hat auch nur den einen Teil erzählt, den letzten, deutschen, religiösen Teil. Nichts über den Mann, der mein Großvater in Kasachstan war. Über die ersten Jahre. Den Krieg. Die Kindheit. Die Kinder.

Meine angeheiratete Tante saß vorne bei uns und hat auf die Predigt mit derselben Reaktanz reagiert, wie auch ich anfangs. Jedoch hat sie gar nicht mehr aufgehört den Kopf zu schütteln und auch halb laut Kommentare von sich zu geben. Die Wahrheit ist aber und als mir dies klar wurde, konnte ich den Gottesdienst so akzeptieren wie er war:  „Egal, ob die Leute uns versuchen hier gerade zu bekehren oder nicht. Das ist genau der Gottesdienst den Opa gewollte hätte.“ Und dies habe ich meiner Tante auch gesagt.

Es hat nicht geholfen.

Eine andere Wahrheit ist auch, dass Methodisten trotz ihrer strengen Lebensweise in vielerlei Hinsicht toleranter sind als andere Glaubensgemeinschaften. Sie heiraten früh. Sie haben keinen Sex vor der Ehe. Sie verhüten nicht und bekommen viele Kinder. Sie sehen kein Fern und konsumieren Meiden nur auf eine Weise, die sie nicht vom Glauben abbringt. Sie arbeiten hart und viel und lieben einander und nennen die anderen Gemeindemitglieder daher auch „Bruder“ und „Schwester“.

Ich bin ohne Kopftuch und mit Hose in die Kirche gegangen und niemand hat sich daran gestört. Die Leute haben uns aufgenommen, haben uns bedient beim Essen und wir haben die Gastfreundschaft Ihrer Kirche empfangen.

Zu Gast sein in einer Kirche ist etwas Besonderes und dies sollte man respektieren. Zumal in einer Kirche oder Glaubensgemeinschaft, die trotz ihrer Strenge anderen gegenüber offen ist. In einer orthodoxen Kirche hätte man mich gebeten ein Tuch auf meinen Kopf zu legen. Eine Moschee darf man meist nicht betreten als nicht Muslim. Auch in hinduistischen, jüdischen und anderen Gotteshäusern wird man (zu recht) gebeten die kulturellen und religiösen Regeln zu befolgen.

Umso mehr sollte man die Menschen respektieren, die für uns als Trauergäste gekocht und gearbeitet haben, auch wenn einem deren Glaube und deren Lebensweise ganz fremd ist.

Meine Cousine hat es für nötig empfunden während des Leichenschmauses sehr lautstark zu äußern, wie naiv sie die Lebensweise der Methodisten findet. Obwohl links neben ihr zwei (sehr alte) methodistische Frauen saßen. Aber wenn man alt ist, zählt man wohl nicht. Oder meiner Cousine war es einfach egal. Ich empfinde so ein respektloses Verhalten – dieses von oben herab urteilen – umso schlimmer, wenn es einem nicht zusteht. Die Menschen in der Kirche dort mögen tatsächlich feste Regeln im Leben brauchen und sie brauchen vlt. auch jemanden, der ihnen sehr stark vorgibt, was richtig und was falsch ist und wie man richtig zu leben hat. Aber am Ende sind sie sehr sehr ehrlich, sehr fleißig und sorgen sich um ihre Kinder und umeinander. Meine Cousine hingegen – sagen wir mal so – hat keinen Grund auf andere von oben herabzusehen.

Aber dies könnte man über uns alle sagen. Wer ist schon so gut auf andere herabzusehen? Was wissen wir schon über die Nöte der anderen und den Kampf der sie im Leben begleitet?

Ich hatte nie ein Verhältnis zu meinem Großvater, aber wer bin ich es, dass ich über ihn urteilen könnte? Ich werde vielen Menschen in meinem Leben selbst nicht gerecht. Das merke ich, wenn meine Freundinnen mich bitten öfter anzurufen oder meine Mutter mich (zu) lange beim Abschied umarmt oder wenn mein Freund mir sagt, dass wir zu viel streiten.

Mein Großvater ist vielen Menschen nicht gerecht geworden und am Ende wahrscheinlich am wenigsten sich selbst in diesem getrennten Leben.

Aber was bleibt, ist ein Raum voll mit diesen Menschen, denen er zwar nicht immer gerecht werden konnte, aber die da waren, um ihn in diesem Leben zu verabschieden.

Monterey and Highway 1

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West Coast – Highway 1 from San Francisco to Monterey

 

Monterey is our next stop in the US. If you travel along the west coast of america a MUST SEE is the highway one. The journey is the destination. This saying comes true if you have traveled along this magnificent coast. First I really thought that I would hate it.Sitting in a car –  the whole day – two hole days – while it is sunny outside. I was so wrong!

I went to Japan, Thailand, Russia, most of Europe and Kazakhstan in my live. And this coast view was one of the most amazing experiences. The view on the way from San Francisco to Monterrey is nice. And it gets only better until L.A.

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It is so beautiful looking at it now it seems more like a postcard than a real picture

 

The drive alone should take you about 3-4 hours. Make a day out of it. Stop where you can and take an extra day in Monterey. On your way you can find a beautiful (but expensive) café with a great gift shop. There are signs everywhere (you can´t miss it). Have a look…

 

Monterey is a historic American town which was the capital of Alta California under Spain and Mexico and a famous vacation spot for Americans, foreigners and even some Hollywood stars.

I didn´t like the historic district of the town, which was somehow boring. But a little, cute and free bus can take you to the industrial district Cannery Row where large canneries where operated and packing sardines until the 1950s. You can find the Aquarium of Monterey there, which might be the most famous attraction in Monterey. And again the entrance fee is about 50$. We didn´t go inside, but we had still a great day eating a lot of fish..:

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I read a great article about Marilyn Monroe in a journal while I was in Monterey. This small city used to be one of her favorite vacation spots. I used the pictures to remember our trip and created a small collage – all in the DIY spirit. ART is also big in Monterey. They have a lot great galleries…if you want to spend some money 😉

 

Here are some practical tips for your Monterey trip:

-The weather might still not be so good in Monterey so think about what you want to do there if you can´t go to the beach: Do you like Art, when is the famous Jazz festival, do you want to spend 50$ on the Aquarium or do you want to go to another Fisherman´s Wharf?

If the answer is either, maybe just cancel your hotel last minute on booking.com and have a longer drive in order to spend more time at Santa Barbara for example.

-Be flexible..between Monterey and Santa Barbara even the motel get really expensive, maybe it´s best to get something outside these city´s…we for example had a stop at the motel One in Santa Maria, where there is really NOTHING to see, but a lot of other smart tourists:)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Familie muss man lieben, aber mögen muss man sie nicht

Das ist natürlich viel leichter gesagt bei der Familie des anderen, der angeheirateten, angefreundeten Familie. Wir waren gemeinsam ein Wochenende an der Ostsee, um den Geburtstag meiner Schiegermutter-in-Spe zu feiern. Beschissenes Wetter und Fisch. Die Ostsee wie ich sie mag.

Da bin ich leider die Einzige. Dabei waren natürlich mein Freund, neben seiner Mama auch sein kleiner Bruder, der gerade auf entzückende Art und Weise die Pubertät entdeckt, meine Schwägerin-in-Spe und ihr neuer Freund, der Südamerikaner. Ein Traum.

Die Erwachsenen zu viert in einer Ferienwohnung, die Mutter und der kleine Bruder in einer anderen. Nach unserer späten Ankunft am Freitag (die schon ein Skandal war, da die Großeltern ganz umsonst auf uns gewartet haben! – Überraschung wir arbeiten), wollten wir bei der Mutter am Samstag in Ruhe gemeinsam frühstücken. In dieser Familie ist die angepeilte Zeit dafür 07:00-07:30 Uhr. Ein akademisches Viertel gibt es nicht. Wir konnten uns durchsetzen um gemeinsam zu einer humaneren Zeit zu frühstücken. Wir waren 10 Minuten spät dran. Mit „wir“ meine ich und mein Freund. Das dies daran lag, dass meine Schwägerin mit ihrem Freund ewig geduscht haben (Sex in der gemeinsamen Dusche…wie schön!) –egal. Sie flippt aus und will schon ohne uns fahren. Keine Übertreibung: 10 Minuten!

Die Mutter konnte sich einen Seitenhieb zu unserer Unpünktlichkeit auch nicht verkneifen. Das Wochenende ging schon mal gut los.

Der Plan: 5km von Kühlungsborn nach Heiligendamm zu wandern. Leichter, minimaler Regen und nach 10 Minuten geben die Städter auf. Plan gescheitert. Wir gehen 20 Minuten (unter starkem Protest) nach Kühlungsborn-West. Menschen, die Fleisch essen, frieren auch nicht so – by the way.

Wir sitzen im Café. Keiner redet – außer mir. Wir gehen spazieren. Keiner redet – außer mir (und die Mama meines Freundes, mit der ich mich unterhalten habe).

Wir gehen nach Hause und trinken Kaffee zu Hause. Keiner redet – außer mir. Später wollen wir Abendessen gehen. Zur Feier des Tages. Endlich reden alle und streiten.

Meine Schwägerin-in-Spe ist vegan/Vegetarierin-/kein Zucker außer Marmelade/und Fisch ist auch ok/aber eigentlich will ich Leute nur manipulieren mit meiner Essstörung/kein Mitleid/Ess-Gewohnheit, da variabel nach Situation und Laune veränderbar um im Mittelpunkt zu stehen. Gibt es hierfür eine Abkürzung? Ah Ja: Zicke.

Naja ihre Mutter hat Geburtstag. Die Tochter will zu Hause bleiben und nicht gemeinsam Essen gehen. Selbst ihr Freund kann sie nicht überreden. Meine Schwiegermutter-in-Spe ist schon völlig fertig und traurig, fragt mich, ob wir einfach schnell zum Restaurant gehen und die anderen kommen schon nach. Sie macht daraus eine Ansage. Wir gehen also die 2,5 km los. Bei schönstem Ostseewetter. Kommen an. Keiner da. Handy vergessen. Die Situation wird immer schlimmer. Die Mutter ist völlig verzweifelt. Ich versuche zu beruhigen und nach 15 Minuten Warten kommen die anderen.

Gewartet haben wir darauf, dass meine Schwägerin-in-Spe sich noch ihr rohes Gemüse abkocht und mit ins Restaurant nimmt. Aber hat sie es gegessen? Nein. Gedünsteten Fisch ohne alles und Salat ohne alles können nämlich auch die Leute im Osten machen. Manche nennen dies vegan. Ich nenne es bescheuert.

Und niemand redet – außer mir. Bis die Laune gestiegen ist.

Sonntag-Morgen-Frühstückstisch: Keiner redet – außer mir.

Nachdem nach einer Weile eine Bemerkung darüber gefallen ist, wie viel ich rede, hatte auch ich endlich die Schnauze voll und habe nun mal zur Abwechslung meine Laune rausgelassen. Daraufhin ist die Mutter nach dem Frühstück geflüchtet. Sorry, aber ich kann als Schwiegertochter-in-Spe nur so und so viel machen.

Apropos: Die anderen Kinder haben sich nicht besser benommen (einschließlich meines Freundes). Aber das ist nochmal eine Geschichte für sich.

Fazit: Man muss seine Familie lieben, aber mögen muss man die Leute nun wirklich nicht.

Der Hipster-KodeX

Der Hipster-Codex ist streng. Sehr streng. Nicht nur sich selbst kritisiert man bis hin zur Länge seiner Mama-Jeans. Nein, auch die eigene Freundin, Cousine und/oder auch Freundin des Bruders der Freundin werden kritisiert.

Der Freund meiner Schwägerin-in-Spe hat seinen alten Adam abgelegt, ist nach Berlin migriert und gehört nun zu der Gruppe Menschen, die Berlin sexy machen, aber ganz sicher nicht arm sind. Schwarz sind die Tonschattierungen seiner Garderobe und werden nur durch leichte Beige-Töne oder Jeans-Farben aufgemischt. Die Haare sind an den Seiten abrasiert, dafür der Rest lang gewachsen und zu einem Dutt hochgesteckt. Der drei Tage Bart verleiht dem Ganzen ein wenig Männlichkeit. Wenn wir durch alte Museen laufen und Bilder von Ludwig dem XIV sehen mögen wir uns lustig machen über die Absatzschuhe, die graue Perücke und die engen Leggins. Mode macht lächerlich und warum nicht mal Lachen?

Ich bin eigentlich kein Fashion-Nazi, zumal ich gerne Sachen auf dem Flohmarkt entdecke und auf (hübsche und) verrückte Art kombiniere. Aber was ich nicht mag ist dem Hipster-Kodex unterworfen zu werden.

Dieses Wochenende waren wir gemeinsam an der Ostsee. Die Familie hat gerufen. Da es nass, kalt und windig war und gleichzeitig lange Spaziergänge ein Muss an der Ostsee sind, habe ich mich für eine kurze, leichte und super warme (schwarze!) Herbstjacke entschieden, die der Freund meiner Schwägerin-in-Spe mit „Michelin-Männchen“ kritisiert hat.

Das Schöne daran: Wir waren gerade dabei uns im Flur fertig zu machen. Schuhe über Socken, Pullover über Pullover, Schals über Schals und Jacken über Strümpfe anzuziehen. Und da ist dem Michelin-Männchen gleich aufgefallen, dass der Typ schwarze Schnurrbärte auf den Socken hatte. Für alle nicht informierten: Schwarze Schnurrbärte sind das Hipster-Symbol schlecht hin und werden auf allem abgebildet, das sich nicht wehren kann.

Da steht nun ein 30+-Mann vor mir mit Schnurrbart-Socken und Dutt und kritisiert meine Normalo-Jacke. Ich verrate so viel: Das Michelin-Männchen hat gewonnen.

Reality TV

Ich wünschte ich könnte mein Geld auch mit Reality TV verdienen. Ich glaube nämlich, dass reales Reality TV viel interessanter wäre. Gespräche wie diese könnten dann z.B. aufgenommen werden. Es ist 10 Uhr morgens. Wir liegen mit meinem Freund im Bett.

„Wollen wir Sex machen?“

„Wirklich, wollen wir nicht zuerst frühstücken?“

„Wir haben keine Brötchen?“

„Holst du welche? Aber nicht nur die weißen, auch welche mit Körnern.“

„Hab keinen Bock raus. Gehst du?“

„Du kaufst eh immer zu viele. Ich geh schon. Was ist jetzt mit Sex?“

„Vielleicht heut Nachmittag?“

„Ne, da müssen wir zu deiner Schwester.“

„Morgen…..“

„…Ok..“

Ich kann euch sagen, die Leidenschaft lebt nach fünf Jahren. Wie am ersten Tag.

Russische Mütter Teil 2

Ich habe meinen Blog mycrazyrussianfamily genannt und den Eindruck noch nicht genug geschrieben zu haben über russische Familien im allgemeinen und über meine russische Familie im besonderen.

Ich hatte ja schon mal erwähnt, dass sich russische Familien und besonders russische Mütter gerne in das Leben ihrer Kinder und  insbesondere in das Leben ihrer Töchter einmischen.

Ein schönes Beispiel hierfür. Mein Bruder heiratet. Ich war Trauzeugin und auf der Suche nach einem schönen Kleid für die standesamtliche Hochzeit.

Und wie so immer, wenn man etwas sucht, findet man nichts und jetzt mache ich Zalando auf und entdecke 20 Kleider, die mir gefallen.

Meine Mutter hatte es sich zur Aufgabe gemacht mir bei der Suche zu helfen (was ich im Prinzip schon mal super finde, da ich anders als alle anderen Frauen auf diesem Planeten Kleidershoppen hasse).

Es wurden also online ein paar Kleider bestellt. Ich sollte anprobieren kommen. Wenn ich schon mal da bin am Wochenende, dann kocht meine Mutter auch was nettes, wenn sie kocht, dann können ja mein Bruder und seine Freundin auch kommen. Wenn sie kommen, dann kocht meine Mutter noch was Schmackhafteres. So kommt es, dass sie am Ende zwei Kilo Lamm, Rindfleisch und sehr viel Lachs eingelegt hatte und meine Vater grillen musste. Dazu gab es natürlich selbstgemachte Salate und Antipasti.

Drei Lammsteaks später fragt mich meine Mutter, wann ich endlich die Kleider anprobiere (die müssen ja auch irgendwann wieder weg).

Ihr könnt euch denken, was passiert ist. Weiterlesen

Berlin kann jeder

Berlin kann jeder, Xxx muss man wollen. Für das Xxx könnt ihr Pforzheim, Wolfsburg, Neumarkt, Aachen oder co. einsetzen. Keine Stadt ist so (hipster-)cool wie Berlin.
Früher dachte ich immer, die Berliner klauen die Coolness aus den USA. Aus L.A. oder so. Diese trendigen Cafés, die coolen clean-chicken Klamotten und die rasierten Haare mit Dutt. Diesen Sommer war ich endlich zum ersten Mal in den USA und hab festgestellt, dass L.A. und co. kein Stück cooler sind als Friedrichshain mit seinen endlosen Cafés, Bars und Läden, die Fahrradersatzteile und Knochenkunstskulpturen verkaufen. Manchmal ist Berlin aber auch anstrengend cool. Wenn ihr z.B. an einem Sonntag mal zu Nowköln geht, dem Hipsterflohmarkt schlechthin, um dort veganes handgemachtes Eis oder japanisches Takoyaki zu essen und sehr überteuerten Trödel zu kaufen, findet ihr dort einen Haufen Leute, die auf den ersten Blick aussehen wie obdachlose Teenies. Auf den zweiten Blick merkt ihr, wie angestrengt dort jeder Trend zu finden ist: Keilsportschuhe, geflochtene Seitenzöpfe und Männer in engen Radlerhosen (ja sie sind wieder da!). Diese Deppen stehen dann auch um zwei Ecken an, um einen veganen Donut für 5,30 Euro zu erwerben.
Für Touris mag das lustig sein. Für mich macht Berlin so keinen Spaß. Das Echte Berlin erlebt man noch in einem Kiez wie Weissensee z.B., wo Familien mit Kindern rumlaufen und man Bäckereien und Cafés findet, wo ganz sicher nichts veganes zu finden ist und wo der Kaffee noch 1,50 Euro kostet. Dort macht Berlin auch Spaß und die Familys bestehen auch aus einem Lukas und einer kleinen Elfriede (alte deutsche Namen sind wieder hipp) und die Mütter haben zu kurze Ponys und die Väter arbeiten als Artdesigner (oder waren es Webdesigner?).
Wir waren auf heute auf einem besagten coolen Riesenflohmarkt am Ostbahnhof. Mit coolen antiken und auf antik-gemachten Möbeln, mit echten und halbechten und richtigen und sonstigen Berlinern und haben ein bisschen gestöbert. Meeeeega cool. Berlin eben.
Dann hat ein Vogel in (ja in, das geht, wenn man den Kopf zu Seite legt nach oben guckt und sagt: „guck mal die ganzen Tauben“!) IN das Ohr von meinem Freund geschissen.
Ich versichere euch die Party ist in dem Moment ganz schnell vorbei und man wünscht sich nur eins: schnell nach Hause!!
Was will ich damit sagen?
Berlin kann jeder. Es zu einem Mekka geworden für Leute, die sich suchen. Nur findet man sich dort nicht mehr als an einem anderen Ort. Und glücklich ist man, wo man zu Hause ist. Und cool kann eben auch das Dirndl, der Krapfen, das Rostbrätel und das Schützenfest um die Ecke sein.
Frutan ist das vegan von morgen. Und wer hat da bitte Bock drauf?

Die Maske ist gefallen

Die Maske ist gefallen

Die Weltbühne ist vielleicht eben dies, eine Bühne. Heute mehr denn je, denn das, was die Großen dieser Welt uns bieten, kann man im besten Fall Theater nennen.

Ich frage mich was Putin getan hat als das russische Flugzeug im türkischen Luftraum abgeschossen worden ist. Hat er gelesen? Vielleicht Krieg und Frieden? Oder der Archipel Gulag? Hat er ferngesehen? Hat er seine Geliebte Xxx oder war er gerade auf der Toilette?
Empfindest du diese Fragen als respektlos? Gut. Das sollen sie auch sein. Denn das ist das Einzige, was die Großen, die, die man sieht und die, die man nicht sehen will, fürchten. Das Wort. Den Spott.
Aber warum über den Einen spotten und nicht über den Anderen? Warum eine Wahrheit glauben und die Andere nicht?
Ich bin kein Putin-Versteher. Manchmal schon. Putin ist nicht gut. Er ist ehrlich. Auf subtile Art. Aber wenn man nicht ganz auf den Kopf gefallen ist, dann kommt man schon hinter die Schachzüge dieses großen Denkers. Wie witzig – reimt sich auf Henker.

Dass das russische Flugzeug über der Türkei abgeschossen worden ist, war ein Verbrechen.
Für die Russen schon. Warum zählt das nicht?
Was in Paris passiert ist, war ein Verbrechen.
Für den IS nicht. Warum zählt das nicht?

Alles eine Frage der Perspektive? Nein natürlich nicht. Dann gebe es ja keine Regeln, kein Ehrlich, kein Richtig, kein Grausam und kein Falsch.
Was in Paris passiert ist, war ein Verbrechen. Aber was in der Türkei passiert ist auch. Nicht, weil die Russen nichts falsch gemacht haben. Sie haben etwas falsch gemacht. Sie haben den türkischen Luftraum verletzt. Aber muss deswegen ein Soldat, ein Mensch sterben? Muss man deshalb eine ganze Welt an den Rand eines dritten Weltkrieges bringen?
Denksportaufgabe für zukünftige autoritäre Staatsoberhäupter: Wie hätte man anders reagieren können? Wie hat der Westen in der Ukraine reagiert? Mit Sanktionen. Viele mögen das als zu schwach ansehen. Aber wäre das nicht gerechtfertigter gewesen? Heißt es wirklich: Für unserer Prinzipien gemeinsam in den Abgrund?
Und dies ist nur die Oberfläche. Sie glänzt. Wie Erdogan. Der lumpenreine Demokrat. Er ist nicht für Europa und noch weniger für den Westen und auch nicht für den Osten. Er kämpft nicht für andere, noch nicht einmal für sein Volk, sonder nur für sich selbst. Er sucht – wie so viele andere – im aufgesplitterten Syrien (s)einen Platz an der Sonne. Vielleicht haben wir alle Glück und er verbrennt im Öl. Er hält mit seinen Flüchtlingen Europa in Schach und wir lassen ihn tun. Wir – das ist ja auch er mit der Nato. Die Türkei ist ja dort auch Teil des Westens. Und wir? Wir tun ja so etwas nicht, wir annektieren ja nicht Länder/Regionen, erobern nicht und stürzen keine Oberhäupter für Land/Macht/Öl. Außer natürlich im Irak oder in Afghanistan oder naja wie heißen diese anderen Länder nochmal, wo die ganzen anderen Araber leben?
Wir: Der Westen. Wir sind Gut. Nur die anderen, die Imperialisten, die Russen, die sind Böse.
Außer wenn sie gegen den IS kämpfen, dann weniger, aber in der Ukraine dann wieder doch.

Was will ich euch sagen? Dass alles in Relation gesehen werden muss. Nichts ist echt und alles ist wahr. Wie ging es los in der Ukraine? Wahr ist, dass Russland Angst hatte um den zunehmenden Einfluss der USA an seiner Grenze. Zu Recht, lehrt uns die Geschichte irgendetwas. Wahr ist auch, dass sich die Ukrainer mit jedem verbünden dürfen, mit dem sie es möchten. Aber man sollte nicht einen Moment glauben, dass sei Demokratie.
Heute wie damals herrscht ein Klassenkampf. In der Ukraine, auf der Welt. Die herrschende Klasse gegen die Anderen. Die, die auf dem Maidan um ein besseres Leben gestorben sind und dieselben, die davor, wie danach an der Macht saßen. Ein Gespenst geht um. Es nennt sich Korruption, es nennt sich Geld, es nennt sich Waffenlieferung an einen souveränen Staat. In der Ostukraine wurde nach der Maidan-Bewegung ein Gesetz zum Verbot der russischen Sprache verabschiedet (was seitdem ein immer wiederkehrendes populäres Thema dort ist). Dies stellt eine krasse Diskriminierung der russischen Minderheiten in der Ukraine dar. Es gab während der Perestroika ähnliche Tendenzen und auch Übergriffen auf russische Zivilisten in ehemaligen Sowjetregionen. Russland hat Waffen und Soldaten in die Ostukraine geschickt und Russland hat die Rebellen unterstützt. Aber für manche waren sie auch eben Freiheitskämpfer. Aber Russland hat keinen souveränen Staat unterstützt. Es war ein Bruch des Völkerrechts.
Vielleicht, wer weiß das schon. Hast du Jura studiert? Aber was, wenn die Situation weiter eskaliert wäre und Russland hätte nicht in der Ostukraine eingegriffen? Was wenn es dort immer schlimmer geworden wäre, wenn dort Menschen mit russischer Herkunft ermordet worden wären, weil sie eben Russen sind? Hätte Putin seine Verantwortung als Staatsoberhaupt des russischen Volkes dann vernünftig wahrgenommen? Ich denke nicht. Er kämpft nicht für andere. Er kämpft für die Russen.
Natürlich wäre es vielleicht auch nie dazu gekommen und keinem Ukrainer russischer Herkunft wäre je ein Haar gekrümmt worden. Die Russen selbst haben es mit der Toleranz anderer Sprachen nie besonders ernst genommen. Sonst könnten ja mehr Kasachen kasachisch. Aber wiegt ein Unrecht das andere auf? Und wenn ja, wann? Wie entscheidet ihr so etwas?

Die Krim wurde annektiert, es ging hierbei vor allem um einen geopolitischen Schachzug. Es war ein Bruch des Völkerrechts. Nicht, weil die Ukraine ein souveräner Staat ist. Ich weiß es tut weh, das zu hören. Sondern, weil die Russen zuerst einmarschiert sind und dann Wahlen abgehalten haben. Wer kann frei wählen mit einer Pistole am Kopf?
Ich hoffe ihr seid nicht überrascht, aber der Russe kann. Überraschenderweise auch der Ukrainer und Krimtatare. 60% Prozent der Bevölkerung auf der Krim sind russischer Herkunft. Und trotzdem haben 97% für die Abspaltung gestimmt. Wieso? Weil die Wahl manipuliert worden ist? Nein. Kein unabhängiger Wahlbeobachter – auch keine Europäer- hat Unregelmäßigkeiten festgestellt bei der Wahl. Eine Umfrage des deutschen Gfk-Meinungsforschungsinstituts hat das Ergebnis der Wahl bei einer erneuten Umfrage bestätigen können. Ihr habt noch nie etwas hiervon gehört? Seit nicht überrascht. Dieses Phänomen nennt man Propaganda.
Das Ergebnis der Wahl war legitim. Aber deswegen war es kein Völkerrechtsbruch. Es war kein Völkerrechtsbruch, weil es kein Völkerrecht gibt. Denn entweder es gibt das Völkerrecht IMMER-FÜR ALLE, vor allem wenn wir uns diese WERTE auf die Fahne schreiben. Oder es EXISTIERT NICHT. Denn, wenn wir Völkerrecht schreien in der Ukraine, dann können wir nicht ohne UN-Mandat in Syrien eingreifen. Damit ist das Völkerrecht nur eins. Ein Instrument zur Unterdrückung der anderen. Wenn wir daran glauben, dann müssen wir die ersten sein, die sich daran halten. IMMER. Auch wenn es weh tut. Prinzipien TUN WEH.
Warum ist es den Schotten erlaubt über ihr Schicksal zu entscheiden und den Katalanen nicht? Rebellen und Freiheitskämpfer? Schreibt wirklich nur der Sieger die Geschichte?

Sahra Wagenknecht sagte über den türkischen Angriff auf das russische Flugzeug: Die Maske der türkische Regierung sei nun endlich gefallen. Aber wir Deutschen wenden uns natürlich nicht ab. Auch bei den Amerikanern nicht. Wir haben uns auch nicht abgewandt als klar wurde, dass die Amerikaner uns ausspionieren, auf unsere gemeinsamen Werte keinen Wert legen, uns unserer Werte berauben. Auch dem, was real etwas wert ist, wie unserem Wissen, das unserer Ingenieure und Firmen. Sie haben unsere Kanzlerin ausspioniert. Das ist doch sicher ein Bruch des Völkerrechts oder? Die Maske ist gefallen.
Aber was haben wir getan? Wir haben sie aufgesetzt. So müssen wir uns wenigstens nicht mehr im Spiegel betrachten. Rasieren muss man sich dann auch nicht mehr. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Das ist deutsche Effizienz.
Ich habe keine Lust mich an dieser Stelle über die Amerikaner und ihre Heuchelei und ihre Lügen und Doppelmoral auszulassen. Erstens: Über Freunde lästert man nicht! Und zweitens: Wer den Schuss immer noch nicht gehört hat, dem haben sie bestimmt in den Kopf geschossen. Aber damit kennen die Amis sich am besten aus. Man muss ja auch nicht immer aufeinander schießen, sollen die anderen doch auch was ab haben, wenn wir sonst nichts teilen mit der Welt!
Nein. Ich will mich nicht auslassen. Nur eins. Die Amerikaner kämpfen auch nur für sich und für niemanden sonst. A United Nation.

Um dem Leser völlig offen gegenüber zu sein und damit die Amerikaner (oder doch wir?) meine Aussagen nicht als Propaganda abtun können, gebe ich zu -der Leser zittert an dieser Stelle vor Spannung- dass ich russischer Herkunft bin. Ich bin Russlanddeutsche. Das heißt 75% meiner Vorfahren waren so national gesinnt, dass sie Jahrhunderte lang nur andere Deutsche geheiratet haben, obwohl sie in einem fremden Land gelebt haben. Und die anderen 25% haben mich verdorben. Ihr werdet natürlich sagen, dass das russische Fernsehen mich verdorben hat. Aber es ist eigentlich nur zum schießen, wenn Putin mal wieder eine antike Urne aus den Tiefen des Meeres fischt. Der Mann, der alles kann. Und leider verstehe ich auch nicht so gut Russisch, als dass die Propagandamaschine bei mir richtig Erfolg hätte.

Aber ich bin in Deutschland aufgewachsen. Ich verstehe sehr gut Deutsch und ich verstehe sehr gut Englisch und ich wurde mein Leben lang mit Propaganda aus den USA überhäuft. Goebbels heißt jetzt Disney oder Warner Brothers. Das amerikanische Militär gibt jedes Jahr X-Millionen Dollar aus, um die amerikanische Filmindustrie zu unterstützen. Hitler war als erster im Kino. Ich sage doch, die Amis klauen unsere besten Ideen.
Und mir kann jetzt jeder sagen, er sei in Deutschland zum Freidenkenden Menschen erzogen worden. Aber ein kalter Wind zieht übers Land und ich kriege Gänsehaut. Unser Leben lang wurde uns in Filmen eingeredet der Russe sei schlecht und der Amerikaner seien gut. Wer mir das nicht glaubt, kann gerne „Occupied“ sehen. Eine Krimi-Serie, in der anschaulich eine russische Invasion in Norwegen dargestellt wird, obwohl beide Länder seit dem 14ten Jahrhundert keinen größeren territorialen Konflikt mehr hatten. Und in ihrer Geschichte nicht keinen Krieg miteinander geführt haben. Bin ich Historiker? Vielleicht war es damals auch nur ein Scharmützel. Warum gibt es solche Filme? In Zeiten wie diesen ist das ganz klar. Um Angst zu schüren. Damit niemand vergisst, wer der böse Russe ist. Das Böse lauert um die Ecke. Vielleicht soll es auch davon ablenken, dass das Böse schon unter uns ist, dass die Amerikaner noch immer Besatzungsmacht sind und die Russen schon lange nicht mehr. Aber vor allem geht es darum, dass ein Feindbild geschaffen wird. Und wer einen Feind hat, der hat keine Zeit für Freiheit.
In den Nachrichten wird der Russe als Feind dargestellt und der Russe heißt Putin. Aber, dass es noch 143 Millionen andere gibt, die den Klassenkampf verloren haben, die nicht Feind sind, das wird vergessen. Denn das Töten fällt dann leichter. Jeder kämpf für sich.

Und wir? Für wen kämpfen wir Deutschen? Alle sind böse. Putin, Erdogan, Obama, vielleicht auch Assad (muss ich hier jetzt wirklich jeden diktator hups ich meine naja gewinner oder gott wie bringe ich die denn am besten unter einen hut heult doch sonst wieder einer naja oh ich weiß lupenreiner demokrat triffts gut immer ein wort wie rebelle oder freiheitskäpfer wie eine medaille hat zwei seiten).

Alle sind böse.

Aber was sind wir?

Wir sind schlimmer. Wir haben die Maske aufgesetzt. Wir spielen Theater.

Wir sind naiv.

NACHTRAG: Ich habe dies Dezember/November 2015 geschrieben. Zeiten ändern sich. Muss erst die Welt untergehn? Tut doch irgendwas in Syrien oder noch besser: Tut nichts. Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin? Dann kann das Gras wieder wachsen und das Öl wieder fließen, wenn ihr es unbedingt braucht. Hauptsache der Schrecken hat endlich ein Ende. Gott hilf nicht uns, hilf denen, die es brauchen…

Russische Mütter

Ich kaufe dieses Jahr eine Wohnung. Ich bin 27, habe einen befristeten Vertrag, verdiene lächerlich wenig (ich liebe meinen Job, das ist wahr und gelogen gleichzeitig, daher passt auch der Begriff „mit dem Job verheiratet sein“, denn die meisten Eheleute haben dasselbe Verhältnis zueinander) und gerade mein erstes Arbeitsjahr hinter mir.
Ach und ich bin ledig. Dieses Schimpfwort.
Welche Bank gibt mir bitte einen Kredit?
Trotzdem habe ich heute meine Kollegen informiert, dass bald Einweihung ist. Bammm…
Seit mein Bruder Ende August geheiratet hat und ein Baby unterwegs ist, sucht meine Mutter akribisch die Wohnungsanzeigen auf geraumen Internetseiten durch und schickt uns ständig Emails. Am Anfang war ich nur im CC, da aber mein Bruder solche Aktionen meiner Mutter mit eisiger Ignoranz begegnet, hat meine Mutter folgendes in der letzten Mail geschrieben:
„82m2; bei der Stadtkirche (beste Lage), 300 000 Euro. Haushaltsgeld 280 Euro. Alex meldet sich nicht.“
Ich hatte einen ruhigen Moment und habe ihr zurückgeschrieben:
„Hi Mam,
sei nicht böse. Alex hat glaube ich einfach grad andere Sorgen mit dem Baby und so und keine Kapazitäten dafür. Und ich hab einen Fristvertrag, mir gibt sicherlich keine Bank einen Kredit und ich weiß auch nicht, ob sich einer von uns schon so verschulden will. Also brauchst du dir glaube ich nicht mehr die Mühe machen und gucken. Aber Danke;)
Knutscha!!“
Die Antwort meiner Mutter:
„Ich fordere die Unterlagen heute an.“
Naja, da ich nie gelernt habe mich gegen meine Mutter durchzusetzen, werde ich jetzt wohl eine Wohnung kaufen müssen.
Wer von euch jetzt denkt: “Wie schlecht. Die muss einfach Nein sagen lernen!“, der hat selbst keine russische Mama. Ich meine klar, meine ist noch mal eine Portion extra crazy. Aber wenn ich Nein sage, kommen Tränen, es kommt der Vorwurf der Undankbarkeit, es kommt das Schweigen, die Bekenntnis nur das Beste für einen zu wollen und die Erinnerung daran, dass sie immer IMMER (fast immer) Recht hat.
(Meine Mutter hat tatsächlich fast immer recht, eine Gabe die von der russischen Mutter zur Tochter weitergegeben wird, wie mein Freund immer wieder schmerzlichst feststellen muss).
Man nennt dies auch Konditionierung und ich habe gelernt auf dieses Muster mit dem geringsten Widerstand zu reagieren. Ich werde wie Wasser in solchen Momenten (dies alles wird und kann ausschließlich von meiner Mutter ausgelöst werden und zeigt sich tatsächlich nie in meinem sonstigen Leben). Es ist wie, wenn man lange gefoltert wird. Man würde alles sagen oder tun, Hauptsache es hört auf.
Also habe ich meinen Kollegen erzählt, dass ich eine Wohnung kaufen werde.
Meine Mutter hat mir ein paar Stunden später dann aber folgende Nachricht geschickt:
„Ich denke Paul (mein Freund) sollte sich am Kauf beteiligen. Es wird Zeit, dass er sich wenigstens irgendwie an dich bindet“.
Natürlich hat sie recht.
Aber wer will denn so was bitte schön hören?
Und da ist er auf einmal wider, der Funken der Reaktanz.