Generation New Girl

Auch wenn ich diesen Beitrag Generation „New Girl“ nenne, geht es eigentlich um die Männer Ende 20 Anfang 30. Die Hauptrolle bei New Girl spielt eine neurotische, witzige Lehrerin, die eine Hornbrille zu ihrem Ponny-Haarschnitt trägt und damit den ultimativen weiblichen Nerd verkörpern soll. Ihr Hauptziel, das all ihr Streben und Handeln lenkt, ist die Suche – wie überraschend – nach dem perfekten Mann. Mir geht es eigentlich nicht um das „New Girl“ sselbst. Viel intressanter sind die Jungs in ihrer WG. „Jess“ wohnt nämlich mit drei politisch korrekt gewählten stereotypischen Figuren zusammen. Dem coolen Afro-Amerikaner, dem beruflich vielleicht nicht ganz glücklichen aber finanziell erfolgreichen Juden und dem sich immer noch selbst findenden Hipster. Naja, wenn man so drüber nachdenkt: Vielleicht doch nicht ganz so politisch korrekt? Die drei sind ebenfalls alle um die 30 herum und simbolisieren den Kern des Problems für alle Frauen dieser Generation. Die amerikanische Familientherapeutin Dan Kiley nennt dieses Problem auch den Peter-Pan-Komplex. Männer die immer jung bleiben wollen, sich vor jeder Form von Verantwortung bzw. Commitment scheuen – Nein, Männer die eine plötzliche Legasthenie entwickeln, wenn sie das Wort Commitment buchstabieren müssen. Zugegeben ich könnte es ihnen leichter machen, wenn ich die Wörter Hingabe, Verbindlichkeit oder Selbstverpflichtung benutzten würde. Aber wenn ich an die männlichen End-20iger im Zusammenhang mit diesen Worten denke, muss ich nur schmunzeln. Ihr nicht auch?

Diese Männer wollen also ewig jung und cool bleiben. Egal wie lang eine Beziehung schon andauert, ist die Vorstellung von Kindern oder Ehe für sie unbegreiflich und das macht es natürlich Frauen, die sich in ihren End-20igern befinden um so schwerer Mr. Right zu finden. Weil Mr. Right noch ein Jahrzehnt braucht, bis er bereit ist es richtig zu machen. So lange kann die End-20igerin von heute aber nicht warten. Und selbst wenn? Warum sollten wir?

„Jess“ datet in dieser witzigen, aber interlektuell schlichten Sitcom, deshalb einen bindungsgestörten Typen nach dem anderen bis sie am Ende selbst tiefe Bindungsprobleme entwickelt (für alle Fans: don´t judge me, habe die Serie noch nicht zu Ende gesehen). Der Peter-Pan-Effekt wird zu einem Petra-Pan-Effekt. Die ständige Fragerei nachdem: Wars das jetzt schon? von Seiten der Männer macht uns selbst irgendwann so unsicher, dass wir nicht mehr wissen, was wir wollen und wann wir es gefunden haben.

Warum schreibe ich dies überhaupt, fragt ihr euch? Simpel. Von allen Seiten erhalte ich gerade Meldung, dass jahrelange Beziehungen zerbrechen, weil der Typ gerade in einer Pre-pre-Midlife-crises steckt. Wie kann man nach 5 Jahren Beziehung, nachdem man selbst einen Heiratsantrag gestellt hat, ein Jahr verlobt war und vor drei Wochen Möbel zusammen gekauft hat!!! plötzlich Schluss machen? Und das geilste –  die Begründung: Er hat eine Tätowiererin (passiert so etwas wirklich?) kennengelernt, die und ich zitiere „einfach viel aufregender ist“.

Und dies richtet sich jetzt an alle Männer auf der Welt. Natürlich ist sie viel viel viel viel viel aufregender. Und nicht weil sie Tätowiererin ist. Sondern weil du dir nicht seit sechs Jahren ihre Storys anhören musst, nicht sechs Jahre lang darüber streitest, welche Gegenstände auf dem Esstisch stehen dürfen und mit welchem Lappen die Elektrogeräte abgewischt werden dürfen. Sie ist aufregend, weil du sie nicht kennst. Und sobald du das tust, Alter, geht sie dir mit dem selben Scheiß auf den Sack, wie jede andere Frau.

Oder noch eine wahre Geschichte. Er macht nach fünf Jahren Schluss, kurz nach deinem 30sten Geburtstag  mit der Begründung

Das soll Leere simbolisieren. Ohne jede Begründung. Er will einfach noch nicht zusammenziehen. Aha. Außerdem will er ein wilderes Liebesleben. Aha. Ende der Geschichte war, dass ich mit besagtem Mann, da er der beste Freund meines Freundes ist, in Urlaub musste. Bei besagtem Urlaub wurde nach ein paar Drinks deutlich, dass besagter Mann sich verschätzt hatte. Er war nicht der Typ in der Axe-Werbung auf den sich die Frauen schreiend und nackt und nass und heiß und feucht draufschmeißen, um nur ein Stück von ihm zu bekommen. NEIN. Es kam heraus, er war nach der Trennung der selbe Schmolch wie vorher. Nur mit weniger Sex und weniger Zukunft.

Aber was heißt das für uns Frauen nun? Meiner Meinung nach gibt es drei Optionen: 1. Eier einfrieren (don´t get me started on that topic!) 2. Daten von Männern über 40, die endlich bereit sind (aber die nächste Midlifecrisis steht schon vor der Tür) und Option Nummer 3. Und diese finde ich am interessantesten. Do not wait for them! Was mich am meisten an der Serie „New Girl“ stört, ist dass der Fokus eigentlich nur auf dem Liebesleben liegt. Jess ist Lehrerin, klar, sie liebt ihren Job, klar, sie will Kindern etwas beibringen, ok. Aber das alles bewegt sich auf einem stereotypischen Level, um dem Charakter einen Job zu geben, der irgendwie zum Nerd-Image passt. Sie hat keinen Drive, keine wirklichen Ambitionen. Jess versucht nicht sich loszureißen, ihre eigene Schule zu gründen, neue Pädagogik zu schaffen, Bücher zu schreiben oder Präsidentin zu werden oder was auch immer (wieder eine Entschuldigung an alle Fans, habe die Serie nicht zu Ende geguckt). Warum liegt der Fokus unseres Lebens darauf den perfekten Mann zu finden? Eine Familie zu gründen? Warum lassen wir die Männer nicht warten? Fokusieren uns auf uns, unsere Karriere, versuchen in unserem Leben etwas zu bewegen und dann kommen erst die Männer?

Euch mag das vielleicht nicht ganz logisch erscheinen, weil dieser Beitrag sich hauptsächlich um Männer und Beziehungen dreht. Aber warum nicht etwas tolles machen, während wir auf Peter Pan warten, dass er endlich zu potte kommt? Und wenn er dann doch nach 7 Jahren Beziehung! (und obwohl man selbst gerade 29 geworden ist und immer Kinder wollte) endlich feststellt, dass das alles doch nicht das Richtige ist. Naja, dann hat man wenigstens die letzten sieben Jahre nicht bloß auf ihn gewartet, sein Leben um ihn zentriert und geplant und steht dann mit leeren Händen dar.

Peter Pan „verlässt“ Tinker Bell für Wendy. Shit happens. Anders als Wendy hat Tinker Bell aber eine beeindruckende Karriere in Film und Fernsehen hingelegt. Dabei ist sie mehr als nur das Anhängsel von Peter. Sie ist der Star der Show.  Vielleicht sollten wir alle ein bisschen mehr wie Tinker Bell sein? Die richtige Mischung zwischen bitchi und verliebt.

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