Regrettingmotherhood – Kinder oder Reis

Ich bin Mitte, Ende zwanzig und seit fünf Jahren in einer festen Beziehung mit AUFs und abs und HOCHS und tiefs und vor allem viel Liebe. Ich denke häufig darüber nach, dass, wenn ich Kinder will (und ich will viele), es langsam höchste Achterbahn wird. Der Druck steigt, die Uhr tickt blabla ticktick und mock mock frock. Jetzt wo ich angefangen habe ganz erwachsen 40 Stunden die Woche zu arbeiten, nebenbei eine Sprache zu lernen, Sport zu machen, meine Freunde zu sehen, Spaß zu haben solange ich jung bin, Familie und Ehrenamt und das ganze Programm. Seitdem frage ich mich oft, ob da eigentlich noch Platz ist für ein Kind. Oder für mehr als eins. Zumal mein Freund, genauso wie ich, seine Karriere hat und verfolgt…Es gibt den neuen Trend  der regrettingmotherhood Bücher und Blogs. Ich respektiere Frauen, die Kinder haben und die, die entschieden haben keine zu bekommen. Ich respektiere es oder ungewollt. Auch, wenn man sagt, das man Mutter ist und dass das auch scheiße sein kann. Aber ich finde, dass man nicht umherlaufen sollte und Kinder, Familie und all das, was damit zusammenhängt verteufeln sollte. Und besonders, wenn diese Message an andere (junge) Menschen gehen soll, um sie (im schlimmsten Fall) davon abzuhalten. Gewollt oder ungewollt. Eine realistische Tätigkeitsvorschau ist immer wichtig, sonst kündigt der Bewerber seine Stelle schon nach einem Jahr. Als Mutter hat man diese Wahl natürlich im Allgemeinen nicht. Man kann nicht sagen: „Sorry, doch nicht.“ Aber natürlich man kann. Alles im Leben ist eine Kosten-Nutzen Abwägung. Ob man das nun gut findet oder nicht. Und man sollte sich daher gut überlegen, ob man Kinder will. Und versteht mich jetzt richtig, wenn man welche hat, naja zu mindestens den Kindern sollte man dann seine Enttäuschung darüber, nicht jeden Nachmittag seinen Latte nach dem Fitness-Studio trinken zu können, verbergen. Man sollte sie lieben, denn sie haben nichts anderes verdient. Und ich bin mir sicher, dass diese Mütter dies mehr tun als andere. Sonst wären sie ja nicht so gestresst. Ich beziehe mich auch weniger auf die im Augenblick so populären Blogs. Wobei ich hier auch glaube, dass die Frauen einfach auch den Scheiss, der super Scheisse ist einfach mal raus lassen müssen und das ist psychologisch gesehen zum größten Teil auch gesund. Außerdem ermöglicht es uns, den noch nicht Mamas, mal reinzuschnuppern in den Scheiß. Aber gleichzeitig kann keine von ihnen sagen, ob sie nicht noch viel unglücklicher wäre Mitte vierig zu sein und doch kinderlos. Das große Was-wäre-wenn-szenario-spiel. Eine Sache regt regt mich daher wirklich auf. Der Glaube, dass ich kein eigenes Leben mehr habe, wenn ich ein Kind habe. Dies ist etwas sehr kulturspezifisches wie ich finde. Unter Russen ist es sehr normal früh zu heiraten, früh Kinder zu kriegen und früh erwachsen zu werden. Kinder sind Teil des Lebens, etwas ganz normales, nichts worüber man Groß nachdenkt. Und von den ganzen Freunden und Verwandten mit Anhang, die ich habe, hat glaube ich keiner etwas verpasst. Bei keinem kann ich mir vorstellen, dass er ohne Kind spontan nach Rom fliegt am Wochenende zm shoppen oder ein Mittel gegen Aids entdeckt. Manche Leute halten sogar eher Hunde als Kinder, obwohl diese noch schwerer mit einer Urlaubsreise zu verbinden sind. Soll dies ein Plädoyer für Kinder sein? Um Gottes Willen, macht was ihr wollt! Was mich bloß aufgeregt ist diese Unvereinbarkeit zwischen dem eigenen Sein, der eigenen Karriere und Kindern, die zunehmend gepredigt wird. Sei es durch Blogs oder durch Firmen, die unsere Eierstöcke, Leiter und was man da unten noch so alles rausholen kann, einfrieren wollen. Wo liegt hier die Kausalität? Wenn zunehmend gepredigt wird, dass es mit Kindern nicht geht und zunehmend Leute keine Kinder kriegen, wird es für den verbleibenden zielstrebigen Rest nicht einfacher Kinder mit dem anderen Rest zu vereinbaren. Mein EX-Chef meinte einmal zu mir, er und seine Frau haben nie Kinder bekommen, weil das mit einer Karriere einfach nicht vereinbar wäre. Wie kann man einem jungen Menschen so etwas sagen?  Aber ehrlich, selbst wenn er Recht hat. Der  Mann ist, zugegeben in einer großen Firma, aber er ist mit Mitte 50 zum Unterabteilungsleiter von vier Personen befördert worden. Oder in China fällt ein Sack Reis um. Will ich diese Karriere gegen ein Leben eintauschen? Er wollte. Und das ist sein Recht. Aber dann sollte man nicht behaupten es ginge nicht anders, weil Andere das Gegenteil beweisen. Eine Nachbarin von mir hat ähnliches erzählt. Ohne das Argument einer großen Karriere meinte sie, sie sei so beschäftigt, ein Kind würde da gar nicht mehr reinpassen. Aber mal ehrlich ein voller Terminkalender ersetzt doch kein erfülltes Leben? Manche wollen keine, manche können nicht, manche wissen es nicht. Aber ich will nicht eingeredet kriegen, dass es nicht geht. Vielmehr hoffe ich, dass jeder und alle mit 20 wieder anfangen Kinder zu kriegen und dass wir kollektiv mit dem Versuch aufhören wirklich alles  auf der Lebensachterbahn zwischen 20 und 40 geschafft haben zu müssen – bis hin zum Nobelpreis. Warum können wir nicht einfach danach Karriere machen, wenn wir heutzutage auch nach 40 Kinder haben können? Warum sollte nur ein K gehen und nicht beide? Beides ergibt übrigens Kaki :D. Was für ein Scheiss. Vielleicht muss ich doch alles zurücknehmen….

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